Stereo MGs – Deep Down And Dirty

Man hätte vermuten können, sie seien tot, so abrupt und absolut waren die Stereo MCs nach dem Erfolgsalbum „Connected“ aus der Öffentlichkeit verschwunden. Einmal wurde denn auch so nebenbei gemunkelt, Rob B wäre an Drogen verendet. Da hatte man jedoch nicht mal mehr Lust, dem Gerücht nachzugehen. Der magere Rapper und Sänger sah ja ohnehin schon aus wie der Tod. Selbst ihr erstes Lebenszeichen, Lieblingssongs für die Reihe „DJ Kicks“, ließ kaum aufhorchen.

Nun gehörten die Briten auch nie zu den ganz Großen, blieben eher ein Geheimtipp. Selbst ihre Single „Connected“, bei der sie ihren unvergleichlichen Groove mit Soulsängerinnen auf verbindlichen Pop-Appeal gebracht hatten, war nur ein halber Hit „Supernatuml“ dagegen, das Album nach dem innovativen und technoiden Debüt »33 45 78″, war ihr ganz großer magischer Moment, eine Erleuchtung – und hat noch heute Bestand. Daran muss jetzt auch ihr neues Album gemessen werden.

Für Jieep Dornt AtuJDirty“haben sie sich rund acht Jahre Zeit gelassen, derweil Rob Birch und Nick „The Head“ Hallam sich um ihr Label gekümmert, ein Studio eingerichtet, als DJs aufgelegt und Remixe angefertigt hatten. Doch hinter all den kleinen, verborgenen Aktivitäten stand doch auch eine Sinnkrise – die auf „Deep Down AndDirty“ noch nicht ganz überwunden ist Mit den rasanten Wandeln und Aufsplitterungen in der elektronischen Musik drohte ihnen zudem, dass sie sich als gestriger Fusionspionier blamieren. Die Vergangenheit ist nicht immer Trost Das funkige Titelstück erscheint als Single tatsächlich auch wie eine Variation von „Connected“ und „Elevate My Mind“ und ist damit irgendwie überflüssig. Robs mantraartiger, wahnhafter, hingerotzter Sprechgesang ist unverändert suggestiv, verhallt aber oft fast im Hintergrund. Vor allem ist Jieep Down AndDhrty“ aber mehr ein DJ- und Dance Album als die früheren Werke. Wo einst minimalistische Loops, Scratches und stringente Rhythmen eine urbane Schwermut und erhebende Spiritualität erzeugten, wuseln jetzt spacige Sounds in üppigeren Arrangements, hört man die Tüftelei raus zwischen Downbeat und Dancefloot, die andere derzeit besser hinkriegen. Aber es gibt auch Wunder: Das präzise, zarte „Breeze“ ist fast so phantastisch wie einst „Two Horse Town“, ein imaginärer Blues mit Ätherrauschen wie Wüstenwind. „Graffiti Part 1“ ist infektiöser Seventies-Funk mit Bläsern. Und „Sofisticated“, „The Right Effect“ und „Shameless“ zeigen, dass die Stereo MC’s auch erstaunliche Pop-Songschreiber sein können.

Eine milde Enttäuschung nur; die zudem das Verlangen weckt, mal wieder „Supernatural“ aufzulegen – als Vinyl.

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