Stereo Total

Monokini

Amerika ist für Stereo Total kein Thema. Höchstens mal als Alptraum kommt die Neue Welt in ihren Liedern vor, zum Beispiel in „LA, CA, USA“, bei dem der Chor das dreifache „Eiii“ hörbar unter Angstschweiß ausstößt. Oder auch als rudimentäres Trash-Riff, etwa in „Aua“ – das in solch reizender Selbstbeschränkung in der Heimat des Rock ’n‘ Roll überhaupt nicht denkbar wäre.

Die Band stammt aus der Alten Welt, also irgendwo aus Europa, und die Musik auf ihrem ihrem Album „Monokini“ bewegt sich erwartungsgemäß zwischen dem Sentiment Serge Gainsbourgs und dem Rock ’n‘ Roll von Martin Semmelrogge oder, wahlweise, zwischen dem Sentiment Andreas Doraus und dem Rock ’n‘ Roll von Plastic Bertrand.

Trotzdem sollte der Chanson-Core auf „Monokini“ keineswegs als Soundtrack zum Euro gehört werden, sondern als Drohung für den nächsten europäischen Schlagerwettbewerb. „Grand Prix Eurovision“ heißt einer ihrer Liedtitel, und auf der Innenseite der CD-Box leuchtet bedeutungsvoll das Logo dieses Kontests: „Grand Prix 1997“.

Stereo Total singen französisch, deutsch, italienisch und manchmal auch ein bißchen englisch, aber für jenen alljährlichen Schlagerauflauf taugt deren Repertoire überhaupt nicht Darin enthalten sind elektronische Polonaisen („Ach Ach Liebling“), Rock ’n‘ Roll-Apokalypsen („Supergirl“), Kuschel-Techno („Cosmonaute“) und experimentelle House Music im Abzählreim-Gewand („Und wer wird sich um mich kümmern?“).

Einer der Hits des Liederreigens trägt den Titel „Schön von hinten“. Ganz zum Schluß gibt es davon noch einmal eine Version für das, ahm, Land der aufgehenden Sonne. Seltsam, wenn die französische Schlagzeugerin und Chansonnette Francoise Cactus, die früher bei den glorreichen Lolitas gespielt hat, japanisch singt, klingt das genauso, als ob sie deutsch sänge. Oder französisch.