Stereophonics – Pull The Pin :: Immer noch nicht originell: Weiter Schmock-Rock-Hymnen aus Wales
Gut, dann ist es jetzt halt offiziell: Das goldene Orginialitätsschleifchen am Bommel werden die Stereophonics in diesem Leben kaum mehr gewinnen. Fast schon putzig, wie sie ihr sechstes Studioalbum mit abgeschmacktem Sirenengeheul und einem monsterhaft gemeinten Schmockriff beginnen. Feine Beobachtungen aus dem ganz normalen Leben um ihn herum hätten ihn diesmal zu seinen Songs inspiriert, ließ Raukehlchen Kellyjones verlauten, und gleich das erste Lied auf „Pull The Pin“ wartet mit einer schockanten Neuigkeit auf: Oha, man sich kann Krieg neuerdings im Fernsehen anschauen! Zwischen den Werbespots für Cola und Pommes, da schau her! Seit zehn Jahren kultivieren die Waliser ihre Uncoolheit als Prinzip, wogegen gar nichts zu sagen ist leider ist ihnen dabei in den letztenjahren nicht mehr viel Neues eingefallen.
Auch „Pull The Pin“ hubert vor allem mit Gitarrenkraftmeierei und Radau, wo es an Ideen fehlt, verkniffen und gepresst klingt das meiste, abgeschmackt der Rest. Werden die Töne leiser, die Melodien etwas weniger grob, tritt leider die musikalische Einfältigkeit umso ärger hervor, in den enervierenden Wiederholungen und Gleichförmigkeit von „It Means Nothing“ (einem Lob der Familie in Zeiten des Terrorismus) und Pennäler-Dämlichkeiten wie „You’re in my soul, You’re in my mind/ But I don’t know where you are now.“ „Bright Red Star“, der geklimperte, sanfte Ausreißer, könnte gut auch „Mary“ heißen und klingt dann wie ein Überbleibsel aus Kellys jüngst erschienenem Soloalbum mit Frauennamenthematik, ein Lied, ausgezogen bis auf die Unterhose. Doch gleich danach scheppert es anlässlich des nächsten Lied-Intros wieder so gewaltig, dass man vorsichtshalber die Kinder reinholen möchte.
All das mag bei einem zünftigen Stadionkonzert zischen wie eine frisch geschüttelte Bierdose, anderweitig langweilt es ziemlich. Der Bryan-Adams-Generalverdacht gegen diese Band bleibt leider bestehen. Was kommt denn sonst noch im Radio?