Steve Earle – Washington Square Serenade :: Nur teilweise Oberzeugende neue Songs des Landflüchtlings
Ein Landei auf dem Weg nach Osten, ein sehr großes Landei allerdings: „Sunset in my window, pedal on the floor/ Bound for New York City/ And I won’t be back no more/ Goodbye Guitar Town.“ So verabschiedet sich Steve Earle im „Tennessee Blues“ und bringt gleich seinen berühmten Plattentitel unter. Die Akustische zirpt, die Drum-Loopsbollern. Im Sprechgesang von „Down Here Below“ – Earle ist jetzt in der Metropole angekommen und muss schon wieder nörgeln – erkennt man die Liebe zu Tom Waits, dessen „Way Down In The Hole“, etwas unmotiviert, am Ende der Platte steht.
Politisch’Lied war auf Earles letzten Platten meistens garstig‘ Lied. Die großen Alben der 90er Jahre „El Corazon“, „I Feel Alright“, „The Mountain“, noch „Transcendental Blues“ von 2000vvurden überschattet von seinem bulligen Wüten gegen Bush und die Zeitläufte. „Washington Square Serenade“ ist bestimmt keine üble Arbeit, doch wirkt sie ausgewogen und wenig subtil. Nun ist „Filigran“ja nicht Steve Earles zweiter Vorname – aber
das folkloristische Geklöppel und Geflöte von „City Of Immigrants“ („All of us are immigrants“) und die giftige, vom Banjo vorwärts geprügelte Kindheits-Erinnerung „Oxycontin Blues“, auch der Gang auf der von ihm so oft beschrittenen „Jericho Road“ sind ausgelatschte Trampelpfade. Das Gelärme von „Red Is The Color“, überhaupt die klapprige rhythmische Begleitung bei diesen Aufnahmen strapaziert auch den Earle-Gestählten. Andererseits gelingen dem gemütvollen Polterer mit „Sparkle And Shine“, „Come Home To Me“ und „Days Aren’t Long Enough“ (im Duett mit Allison Moorer) anrührende Stücke fern der rabulistischen und parolenhaften Gesinnungs-Gesänge. „One of these days I’m gonna lay this hammer down“, singt er in „Steve’s Hammer (For Pete)“. Versprich es nicht, Steve!