Steve Wynn – Sweetness And Light :: Blue Rose/Rough Trade

Dieser Mann müßte jedem Arbeitsminister die Brust voller Stolz schwellen lassen, denn mit „Sweetness…“ legt Steve Wynn (Ex-Suspects, -Long Ryders, -Dream Syndicate und -Gutterball) bereits seine fünfte Solo-LP vor. Und dabei hat sich der Gute diesmal sehr viel Zeit für die Produktion genommen, denn während er bis dato ein Album in nur zehn Tagen im Kasten hatte, brauchte er diesmal glatt die doppelte Zeit – für ihn „eine Ewigkeit“. Der Grund: Wynn ließ sich diesmal nicht stressen, sondern gab diversen Stücken mittels Overdubs den finalen Touch. Etwas, auf das er bei den vorherigen Alben immer hatte verzichten müssen.

Und diese Arbeitsweise ist „Sweetness… “ hörbar zugute gekommen, denn wo Wynns Songs, wie etwa auf „Melting In The Dark“, wie Rohdiamanten daherkamen, denen ein bißchen Schliff sicher noch mehr Glanz verliehen hätte, läßt er hier diesbezüglich keine Wünsche offen. Was aber beileibe nicht heißen soll, daß er alle Kanten glattgefeilt hätte. Nein, auch wenn er mal wieder in seine Pop-Schatzkiste greift, dann kommt – man lausche nur dem Titel-Song keineswegs ein saccharinsüßes Trallalla-Nümmerchen dabei raus, sondern ein Ding, das von der Melodie her zwar beste Pop-Tugenden, aber dennoch den Wynn-typischen Biß aufweist That’s the difference.

Ein weiteres Plus dieses Albums ist, daß Wynn mit einem eingespielten Team ins Studio ging, nämlich mit der Band, die ihn im letzten Jahr auf seiner US-Tour begleitete: Gitarrist Rieh Gilbert (Zulus, Human Sexual Response), Bassist Armistead Wellford (Love Tractor, Gutterball) und Schlagzeugerin Linda Pitmon (Zuzu’s Petals) plus zwei Background-Sängern und einem Keyboarder.

Produziert von Wynn und John Agnello (u. a. Producer von Dinosaur Jr. und Patti Smith) summieren sich die fast durchweg introspektiven Songs von „Sweetness… “ zum bislang reifsten Solo-Werk dieses sympathischen und überragenden Musikers. Mit dem Begriff „Magie“ kann das, was den Sänger, Musiker, Komponisten und Poeten Wynn vom Gros der Kollegen abhebt, nur unscharf umrissen werden.

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