Stuart A. Staples – Lucky Dog Recordings 03-04

Ein Blumentopf. Klavierklimpern. Eine Frauenstimme, dann eine zweite. Dann wieder Klavierklimpern, eine Schelle, einmal geschüttelt, eine Trompete, die Frauenstimmen. Das ist „Somerset House“, der erste Song auf dem ersten Solo-Album von Stuart Staples, der in seinem Namen das etwas manierierte „A“ ergänzt hat.

Notorisch ist Staples‘ zungenschweres, gequetschtes, tiefstimmiges Nuscheln bei den Tindersticks. Sein einzigartiger Vortrag verbirgt vielleicht ein Lispeln oder Stottern. Bei „Marseilles Sunshine“ ist die Stimme wieder da, zu gedehnten Orgelklängen, einer elektrischen Gitarre, einem Glockenspiel Staples phrasiert klar, aber noch immer ist es kein Gesang, noch immer brechen die Töne aus dem Innersten heraus. Keine Streicher wogen in diesen Liedern, die wie Spieldosenmelodien redundant angelegt sind oder sich kreiselnd, kirmeschaotisch steigern wie „Say Something Now“, in dem es trätet und fiept wie manchmal bei den späten Madness.

Naturgemäß verraten die Melodien, was Staples noch im letzten Sommer getan hat. Die überschaubare Instrumentierung verleiht den Songs den Charakter von musikalischen Haikus. „Friday Night“: Baß, Orgel, ein Glokkenspiel vielleicht. „Go on and wake this heart…“ Die kleine Melodie birgt ein viel größeres Stück, womöglich ein veritables Drama in sich. Aber Staples läßt es diesmal nicht zu. Und doch: Wenn es in „Shame On You“ schluchzt und die Gitarre verzweifelt zerrt, sind wir wieder in Staplesland. Eifersucht Obsession. Einsamkeit. Hotelzimmer. Zigarettenstumme. Letzte Liebe. Vorhänge. Wintermorgen. Verhangener Himmel. „Dark Days“: Staples singt mit verhallter Stimme zu ein wenig Geschrumm auf der akustischen Gitarre. Das Saxophon, das Akkordeon in „People Fall Down“. Wie der Jean-Pierre Melville des Pop-Liedes pinselt Staples mit feinem Stift, in Schwarzweiß und überdeutlich, so schön und schmerzlich.

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