Sucker Punch :: Regie: Zack Snyder
Seit dem 05. August ist „Sucker Punch“ auf DVD und Blu-ray erhältlich. Anlässlich dessen verlosen wir drei Fan-Packages zum Film. Im Paket enthalten sind ein T-Shirt, eine Mütze und der originale Soundtrack zum Film – ein glücklicher Gewinner bekommt die DVD auch noch on top. Um an der Verlosung teilzunehmen einfach eine Mail an verlosung@www.rollingstone schreiben und mit etwas Glück gewinnen sie eines der drei Pakete. Lesen Sie nun hier die Rezension von Oliver Hüttmann.
Schöne Mädchen in kurzen Röcken, mit großen Knarren. Samuraischwerter, Zombies und Kampfroboter. Epische Schlachten in einer Parallelwelt. Es gibt nicht viele Regisseure, denen man einen solchen Film zutrauen würde. Quentin Tarantino natürlich, dessen „Kill Bill“ hier anklingt. Oder Robert Rodriguez, der mit „Sin City“ ebenfalls eine ähnliche Comic-Fantasie inszeniert hat. Und auch die „Matrix“-Brüder Andy und Larry Wachowski, die das heutige Actionkino am stärksten geprägt haben, wären für einen solch trashigen Stoff durchaus denkbar.
Die Genannten finden sich ein bisschen wieder in der düsteren Märchencollage von Zack Snyder, der sich vor allem mit der sadomasochistischen Sparta-Saga „300“ und der gewagten Verfilmung des „Watchmen“-Comics als ungemein visueller Regisseur hervorgetan hat. Diesmal hat er auch das Drehbuch verfasst. “ Sucker Punch“ scheint also ein Statement zu sein, mit dem er sich auch als Filmemacher positionieren will. Mehr als einige überwältigende Tableaus jedoch sind ihm nicht gelungen. Blutleer, seelenlos und humorfrei sampelt er sich durch die Popkultur.
Seine Story könnte aus einem schmierigen Pulp-Roman stammen, die Handlung ist etwa so aufgebaut wie bei einem Computerspiel. Die Hauptfigur heißt Babydoll (Emily Browning) und sieht auch so aus: blonde Zöpfe, rosa angehauchte Wangen, unschuldiger Blick aus großen Augen. Sie will sich an ihrem Stiefvater rächen, der ihre Mutter und Schwester ermordet hat, wird von jenem aber in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Diesen Prolog erzählt Snyder ohne Worte als rasant geschnittenen Musikclip, in dem sich Gestik und Ästhetik des Stummfilms widerspiegeln. Das allein ist ziemlich bravourös, allerdings zieht Snyder diese Methode über den ganzen Film hin durch, was auf die Dauer dann doch ein bisschen nervt.
Aus der grauen Trostlosigkeit der Psychiatrie, wo Babydoll in fünf Tagen einer Lobotomie unterzogen werden soll, träumt sie sich in ein plüschiges Bordell-Szenario. Der sadistische Klinikaufseher Blue (Oscar Isaac) wird zum Zuhälter und die Ärztin Gorski (Carla Gugino) zur gestrengen Madam. Und ihre vier Mitpatientinnen sind nun die Stripperinnen Sweet Pea (Abbie Cornish), Rocket (Jena Malone), Blondie (Vanessa Hudgens) und Amber (Jamie Chung). Babydoll überzeugt sie von einem Fluchtplan, wofür jede von ihnen einen von vier Gegenständen besorgen muss. Babydoll lenkt derweil Blue mit einem Tanz ab, der eine weitere Traumebene eröffnet.
In wechselnden erotischen Kampfmonturen lösen die Mädchen ihre Aufgaben: Sie duellieren sich mit monströsen japanischen Kriegern und ballern sich durch die Schützengräben des Ersten Weltkriegs mit untoten Soldaten. Der Feuer speiende Drache, in dessen Burg sie mit dem Hubschrauber und einem Bombenflieger landen, verweist auf Vietnam und den Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg. Bedrängt von Cyborgs, müssen sie schließlich in einem Zug eine Bombe entschärfen.
Als „‚Alice In Wonderland‘ with machine guns“ bezeichnete Regisseur Snyder in einem Interview kürzlich sein orgiastisches Werk, das man aber auch einen Porno für Kinder nennen kann. Man staunt nicht schlecht über diese Mischung aus Einfalt und Einfallsreichtum, mit der er Lolita-Posen, Manga-Elemente, Heavy-Metal-Motive, Freud, sexuelle Ausbeutung, psychische Gewalt und martialischen Fetischismus zusammenwürfelt. Nach einem Subtext muss man in dieser dennoch eindimensionalen Symbiose aus Kino und Playstation nicht suchen, die letztlich nur sterile Faszination ausstrahlt.