SUGARTOWN – SLOW FLOWS THE RIVER :: Marina/Indigo

Schön saumselig fließt der Fluß diesmal. Die Band (nicht wirklich, natürlich) Sugartown funktioniert etwa so: Herb-schöne Frau mit sehnender Stimme (Gwen Stewart) trifft schwer melancholischen Qualitäts-Songschreiber (Douglas MacIntyre), Schauplatz ist Schottland. Plattenbesprecher wenden sich ab: Kennen wir! Stimmt ja.

Jedoch: Die beschaulichen Elegien der Herzschmerz-Fraktion sind ein erbauliches Antidot in diesen Tagen der kontrollierten Hysterie (Noelrock) und des methodischen Wahnsinns (Prodigy et al.). „Slow Flows The River“ plätschert gemütvoll, und das ist nicht pejorativ zu verstehen: Die Alben von The Style Council und Everything But The Girl aus den 80er Jahren haben wir ja auch noch nicht zum Höker getragen, zu schweigen von Lee Hazlewood & Nancy Sinatra. Zur Ballade kommt hier ein milder Country-Twang. Mit Verlaub: Gram Parsons & Emmylou Harris kann man in diesem Zusammenhang erwähnen, darf man indes nicht mit Stewart & MacIntyre zusammendenken. Immerhin läuft gerade die große Bestandsaufnahme der großen Alben! Da braucht es Demut angesichts der Geschichte.

Schon toll, wie traurig die Schotten sein können. Nur der sonnige Teenage Fanclub fährt in die Tränenparade. Dieses Album ist still und bescheiden in seinen Mitteln, manchmal wispert Frau Stewart zu gefühlig, und Herr MacIntyre, der alte Sentimentalist, trägt zu dick auf („The Fisherman And His Soul“: warum nicht „The Fisherman And His Friend“?). „Pale shone the moonbeam/Our last cigarette“: Das zu dichten, muß man sich erst mal trauen. Doch etwas Friedlicheres läßt sich zur Zeit kaum vorstellen. Man schaue in die Feuer des Sommers und lausche dem weichen Wasser, das den Stein höhlt. Und das Herz quillt.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates