Suze Rotolo :: „A Freewheelin‘ Time“

Sie hätte ihre Beziehung mit Bob Dylan längst in klingende Münze verwandeln können, doch Suze Rotolo ist ein moralisches Wesen, von Haus aus. Ihre Eltern waren Aktivisten der Bürgerrechtsbewegung, Vokabeln wie Politik und Widerstand lernte sie früh buchstabieren, und als Teenager verbrachte sie mehr Zeit bei Demonstrationen als bei Tanzveranstaltungen.

17 war Suze, als sie Bob 1961 kennenlernte, er war 20. Für ihn war sie „the most erotic thing I’d ever seen“, sie hielt ihn für einen entlaufenen struppigen Hund, der ihre Fürsorge brauchte. Bald waren sie „pretty much glued together“, teilten Tisch und Bett in einer kleinen Wohnung in der 4th Street, Suze las Rimbaud und machte ihren Freund mit Kommunisten bekannt, Bob sang und schrieb Protestlieder. „A Freewheelin‘ Time“ nennt Rotolo ihre Lebensgeschichte, &“A Memoir Of Greenwich Village In The Sixties“ im Untertitel, weil nach den „schwarzweißen Fünfzigern“ aus McCarthy-Hysterie, Repression und Kriegsangst die Sechziger als „befreiend und abenteuerlich“ wahrgenommen wurden, im Village noch intensiver als anderswo.

Und natürlich auch, weil sie das Mädchen auf dem Cover von „The Freewheelin‘ Bob Dylan“ ist, eines Albums, das unter dem Eindruck jener Verhältnisse entstand, die sie zu zweit bewältigt hatten. Romantik kommt nicht zu kurz in Suzes Erinnerungen, bisweilen bekommt ihr sonst eher prosaischer Erzählstil einen schwärmerischen Unterton, wenn es etwa um Bobs handwerkliches Geschick geht oder um das gemeinsame Plattenhören bei Dave Van Ronk, seines Zeichens Respektsperson.

Die Trennung wird ohne Bitternis abgehandelt. Dylan, so Rotolo über die Zeit danach, „became an elephant in the room of my life“. Eine übermächtige Präsenz, die sie hier zu bannen sucht.(Aurum, 28 Euro)

Wolfgang Doebeling

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