T. Rex – 20th Century Superstar

Wie das Box Set mit dem restlos überrissenen Titel „2Oth Century Superstar“ dokumentiert, war Marc Bolan immer ein skrupelloser „pusher“ in eigener Sache. Sein Werdegang vom feschen Model zum abgetakelten, durch Schnaps und Drogen ziemlich aufgedunsenen Ex-Star, für dessen artistische Glaubwürdigkeit am Ende in TV-Shows derselbe Kollege David Bowie als Stargast warb, war fast schon eine klassische Auf stieg-und-Niedergang-Geschichte — mit den zweieinhalb Jahren Superstar-Ruhm in England als ein glückliches Intermezzo, das ihn mehr als nur leicht größenwahnsinnig werden ließ. In Amerika musste man ja „Get It On“ erst in „Bang A Gong“ umtiteln, um das radiotauglich und zu seinem einzigen richtigen Hit dort zu machen.

Er probierte alles, was Erfolg versprach. Unter dem Pseudonym Toby Tyler schlüpfte er in die Rolle des Folkie. Als Marc Bolan — nächster angenommener Künstler-nom de plume — wechselte er bei „The Third Degree“ mit dem ziemlich notengetreu geklauten Intro von „She’s About A Mover“ auf Sir Douglas Quintet-Rock-Terrain. Nur um bei „San Francisco Poet“ umgehend psychedelische Töne anzuschlagen, mit „Eastern Spell“ auf Kaleidoscope-Spuren zu wandeln und hier wie bei „Hippy Gumbo“ seinen ganz eigenen Gesangsstil zu finden. „Jasper C. Debussy“ war schon ganz famoser Proto-T. Rex, die mit John Children aufgenommenen Singles dagegen ein Rückschritt, bei denen keinerlei Orientierung erkennbar ist. Das „Summertime Blues „-RiH für „The Lilac Hand Of Menthol Dan“ hatte natürlich Eddie Cochran geliefert, während seine Tyrannosaurus Rex-Jahre — die restlichen 18 auf CD 1 und die ersten zehn Tracks auf CD 2 die experimentellsten waren.

Bei den schwitzigen Konzerten fielen damals Mädchen reihenweise in Ohnmacht, wenn Bolan auf der Bühne wie ein elektrisierter Faun rumhüpfte und die kommenden Jahre oft auch gnadenlos schlampig seine Hits abspulte. Die findet man auf den CDs 2 und 3 komplett. Aber Klassiker wie „Mambo Sun“ verblüffenderweise nicht in der finalen Master-Fassung, sondern in einem unveröffentlichten Alternativ-Take. Dazu reichlich entlegenes Material, sogar eine zu Weihnachten nur auf Flexi-Single veröffentlichte Aufnahme. Unüberhörbar, wie wichtig Tony Visconti für ihn als Produzent war.

Was “ The Essential Co/fecttofi (4,5) angeht, findet man unter den zwei Dutzend Aufnahmen zwar die gar nicht so üble des schon angesprochenen „Summertime Blues“, andererseits leider nicht so Quintessenzielles wie „Mambo Sun“, den ersten Song seiner erfolgreichsten LP überhaupt. Und um der Wahrheit willen sei festgestellt: Marinos CD-Remaster der besten T. Rex-LP ist klanglich locker noch zwei Klassen besser als die doch erstaunlich guten hier.

Wenn’s denn zusätzlich nur die Hits (und Flops) der Jahre nach „Electric Warrior“ sein sollen, findet man die komplett unter den fünfzig (!) Aufnahmen der von Repertoire Records jetzt vorgelegten Anthologie „The Singles As&Bs“ (4,0). Und zwar in absolut fabelhaftem, nämlich konkurrenzlos gutem Remastering. Echt erstklassige deutsche Wertarbeit, wie man sie von dieser Firma glücklicherweise schon seit Jahren gewohnt ist.

FRANZ SCHÜLER Replays

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