Take That – Beautiful World

Die Welt, in der Take That leben, ist eine bessere. In unserer normalen wartet kein Mensch zehn Jahre darauf, dass sich eine ehemalige Boyband wiedervereinigt. Vier Männer, Mitte bis Ende 30, die in den Neunzigern mal das Objekt von Teenager-Fantasien waren – wer soll die jetzt noch wollen? Alle, offensichtlich. Die Comeback-Tour war sofort ausverkauft, die lahmarschige Single „Patience“ ging auf Platz eins, das Album zog gleich nach. Und jetzt kommt das wirklich Erstaunliche: Take That haben es verdient.

Die Welt, von der uns Take That heute erzählen, ist eine Welt ohne Robbie Williams. Zum Glück. Während der immer noch an den Wunden aus der Boyband-Zeit laboriert, sind seine Kollegen darüber hinweg. Sie machen jetzt einfach gute Popmusik, sie können ja immer noch singen, und neuerdings komponieren sie sogar alle zusammen. Bestimmt musste Ehrgeizling Gary Barlow ein bisschen schlucken, als hinter die Songs der simple Hinweis „written by Take That“ geschrieben wurde, aber den Stücken tut das nur gut (und den Konten von Jason Orange und Howard Donald sicher auch). Dass auch ein paar Überall-dabei-Profis – John Shanks, Anders Bagge, Eg White – engagiert wurden, fällt hingegen kaum auf, weil es Take That tatsächlich gelingt, einfach nur wie Take That zu klingen, und nichts sonst. Nicht wie ein lauer Aufguss der alten TT, nicht wie irgendeine auswechselbare Boyband, schon gar nicht wie Robbie.

„Beautiful World“ hat freilich auch ein paar schwache Momente („What You Believe In“ klingt wie eine schlechte James-Blunt-Kopie), ein paar zu lasche Stücke, aber noch mehr entzückende Momente. „Like I Never Loved You At All“ ist eine erstklassige Schnulze, für die Ronan Keating killen würde. „I’d Wait For Life“ überschreitet die Grenze zum Kitsch dann schon, aber nur geringfügig. Bei „Hold On“ und dem schwungvollen „Shine“ darf Mark Owen zeigen, dass er der beste Sänger der Band ist. Und am Ende wird es mit „Mancunian Way“ und „Wooden Boat“ noch einmal besonders besinnlich. Auch wenn es meistens um die Liebe geht und das selten in originellen Versen: Zumindest drehen sich Take That nicht dauernd nur um ihre eigenen Nasen, sondern nehmen sich angenehm zurück. Wer hätte gedacht, dass es einem einmal nicht peinlich sein muss, Take That (und nicht nur „Back For Good“) zu mögen?

Die Welt hält immer wieder Überraschungen bereit. Wie Schön.

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