The Beach Boys :: Smiley Smile

Der erratische "Smile"-Ersatz in klanglich exquisiter Vinyl-Edition

Es sollte Brian Wilsons strahlendster Sieg werden, ein Album so grandios und genial, wie es die Welt noch nie gehört hatte: „Smile“. Erwartungen wurden geschürt, Fans und Konkurrenten hielten den Atem an. Dennis Wilson während der tumultarischen Sessions über das reifende Werk: „It makes ‚Pet Sounds‘ stink, that’s how good it is.“ Doch dann wuchs sich das hyperambitionierte Projekt zu Brians bitterster Niederlage aus. Die Querelen mit Capitol Records, das Tauziehen mit seiner Band, familiäre Probleme, seelische Untiefen und musikalische Frustration führten zum Fiasko. „Smile“ wurde abortiert und ging als Brians Unvollendete in die Musikhistorie ein. Eine der großen Mythen des Pop, indes sein Schöpfer zum Pflegefall degenerierte. Brian Wilson, ein Wrack.

Ein paar der sagenumwobenen Aufnahmen wurden wohl gelöscht, etliche von Wilson weggeschlossen. Einige Exzerpte der „Teenage symphony to God“ (Wilson) jedoch wurden vor Vernichtung und Vergessen bewahrt und auf spätere Veröffentlichungen verteilt, allen voran „Smiley Smile“. Im Sommer 1967 eilig kompiliert aus vorhandenen Versatzstücken, weniger Neuaufnahmen und dem bahnbrechenden Vorjahres-Hit „Good Vibrations“, litt das Album freilich unter einem eklatanten Mangel an Kohärenz und kompositorischer Klasse.

Opener und neben „Vibrations“ überragender Track ist das ebenfalls als Single geadelte, von Van Dyke Parks maßgeblich milgestaltete „Heroes And Villains“. Ein mitreißendes, vokalistisch komplexes und lyrisch kryptisches Stück Intelligenz-Pop, durchaus umstritten im Beach-Boys-Camp und, obschon Statement zum Vietnam-Krieg, ohne schlüssige Botschaft. Das „Smife“-Relikt „Vegetables“ wurde noch mal aufgenommen, der „Smile“-Cut „He Gives Speeches“ mutierte zu „She’s Goin‘ Bald“, und „Fall Breaks And Back To Winter (W. Woodpecker Symphony)“ ist eine so obskurante und nichtsnutzige Experimentalnummer, wie der Titel vermuten lässt. Genie und Wahnsinn, blendende Schönheit und mediokres Werkeln schmerzlich dicht beeinander.

Derek Taylor, Publizist und Beach-Boys-Intimus, nach dem Scheitern von „Smile“: „What now, then? I don’t know. The Beach Boys don’t know. Brian Wilson, God grant him peace of mind, he doesn’t know.“ Ergo „Smiley Smile“. In den Charts konnte sich das Substitut weder gegen „Sgt. Pepper“ durchsetzen, noch – böse Ironie „Best Of The Beach Boys“ den Rang ablaufen. Brian, so ist es verbürgt, weinte.

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