The Beatles :: The Unseen Beatles

Die ungesehenen Beatles, „as seen on BBC’s Time-Watch“, das ist lustig. Tatsächlich hat man einige der Filmschnipsel von Pressekonferenzen, Flughafen-Ankünften, den Tourneen durch Amerika und die Super-8-Aufnahmen vom fröhlichen Aufenthalt auf Jersey noch nicht gesehen. Der Super-8-Film vom letzten Konzert der Beatles, am 29. August 1966 im Candlestick Park zu San Francisco, ist so etwas wie die Zapruder-Rolle der Beatles-Forschung, doch sieht man wenig mehr als die dilettantischen Aufbauarbeiten und den Einmarsch der Gladiatoren. Die Stadion-Eigner hatten Angst um die Beschaffenheit des Rasens auf dem Baseball-Feld. Anderswo sparte man die Kosten für ein kleines Dach über der Bühne, weshalb die Fab Four bei Regen fast von elektrischen Schlägen niedergestreckt wurden. Auf den Philippinen dasavouierten sie Imelda Marcos und wurden von der Polizei angerempelt, in den USA machten Christen und der Ku-Klux-Klan mobil, weil Lennon darüber nachgedacht hatte, ob das Christentum oder der Rock’n’Roll länger Bestand haben würde. Roadies, Tour-Manager und Mitglieder einer Vorgruppe namens The Remains erinnern sich an die drei Amerika-Tourneen. Niemand hörte einen Ton von der Musik, die Band selbst auch nicht, und so verabschiedete sich nach Harrison auch Lennon von den bizarren Ochsentouren. Sie wussten, dass der Auftritt in San Francisco ihr letzter sein würde, und McCartney bat den Pressesprecher um einen Mitschnitt. Auch auf dem Band war vermutlich nur Lärm zu hören.

Immer wieder heißt es aus dem Off, dass die „profitabelste Band aller Zeiten“ die Jugendkultur und die Pop-Irrsinnswirtschaft, wie wir sie heute kennen, erst ermöglichte. Jemand sagt mit einem Bonmot, dass eine Viertelstunde nach dem desaströsen finalen Konzert der Beatles das moderne Tournee-Geschäft begann. Zwischen 1963 und 1966 fransten die Haare der jungen Männer zu Vogelnestern aus, die Kommentare wurden schnodderiger, McCartney qualmte Zigarretten wie ein Lama, Ringo alberte herum, John redete sich um Kopf und Kragen, George grummelte in sich hinein. Die Dokumentation dauert kaum eine Stunde und ist durchaus redundant – und doch ein bestürzender Gruselfilm, ein Slapstick, absurder als “ A Hard Day’s Night“. Platten werden verbrannt, ein Ku-Klux-Klan-Kapuzenträger gibt ein Interview; die Beatles werden für die Fans im Regen über ein Flugfeld gekarrt wie Affen im Zirkus.

Wahrscheinlich die wahrhaftigere Beatles-„Anthology““.

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