The Boxer Rebellion :: Union

Vor einer Weile waren The Boxer Rebellion mit einem ihrer Lieder weltweit „iTunes Global Single of the Week“, obwohl sie zu jenem Zeitpunkt nicht mal einen Plattenvertrag hatten. Nicht schlecht! Der einmalige Vorgang zeigt, in welcher Weise viele Menschen auf das Quartett aus London reagieren. Nämlich enthusiastisch, mit echter Begeisterung und nicht selten mit missionarischem Eifer.

Tatsächlich ist TBR aus dem Stoff, aus dem Helden gemacht werden. Auf ihrem zweiten Album sind riesig große Klanglandschaften, in denen man U2s „Unforgettable Fire“ ^erkennen kann, aber auch Radioheads „The Bends“ und die seltsame Mystik von Sigor Ros. Doch gleichzeitig sind TBR auf „Union“ greifbar nah, haben die Emotionalität, die ein junges Publikum direkt erreicht. Man erkennt Singles, wo eigentlich keine Singles sind, und die große Stadion-Emphase, wo die Band eigentlich inwendig wirkt. Ein Glücksfall der Möglichkeiten, zumal die – praktisch in Eigenregie besorgte – Produktion Platz für Beteiligung lässt, nicht glattgebügelt und totbereinigt ist.

Noch ist der große Erfolg nicht da, und vielleicht ist die Band am Ende doch zu speziell. Doch TBR haben die wirre Zeit nach dem Debüt – Label-Kollaps, Vertragsverlust, Krankheit, Dayjobs – überstanden und unter dem Druck von draußen im Proberaum drinnen ihre Identität gefunden. Links und rechts lautmalern auf „Union“ sphärische Delay-Gitarren, das Schlagzeug steht in einem großen Hallraum, hat Platz zum Atmen und Wummern. Das erste Lied, „Flashing Red Lights Means Go“, ist das Aushängeschild dieser Platte. Sänger Nathan Nicholson intoniert mit zartem Timbre zu doppelten Ritualtrommeln eine hymnische Melodie, bis die akustischen Gitarren die Räume füllen. Im Chorus dann das Falsett und die Radiohead-Sounds, ein erhebendes Crescendo setzt an. TBR haben auch in diesen recht geordneten Momenten mehr Geheimnis als die allermeisten anderen aktuellen Bands fürs breite Jugendpublikum. Manches Lied mag epigonal klingen, doch die Balance aus Pop und Stilwille ist souverän austariert und nicht selten ergreifend. Und wo käme man denn hin, ganz ohne Vorbilder?!

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