The Frames – The Cost
Die Frames haben es schwer außerhalb von Irland. Da mag die „New York Times“ mal eine Platte in die Jahresbestenliste hieven und The Frames für eine der begabtesten europäischen Bands des Jahres halten, aber das ist es dann auch. Denn der Tenor geht so, dass Glen Hansard und seine Kollegen eher Schaumschläger als Propheten sind und dass all das eingekehrte Sehnen und pathetische Flehen eigentlich nicht wirklich etwas bedeutet. Auch „The Cost“ wird dieses Urteil bestätigen, weil hier halt rückhaltlos gebarmt und gelitten und inbrünstig beschworen ¿wird, ohne dass dabei ganz große Songs zustande kommen. Und die braucht man ja, wenn man sich so viel Gefühligkeit leistet! Also, ja: Auch die neue Platte von den Frames ist beizeiten langweilig und punktlos und schwillt und schwillt ins Nirgendwo. Aber man muss das Kind nicht mit dem Bade ausschütten; natürlich haben die Frames sich in all den Jahren ein gewisses Maß an Souveränität und Überzeugungsfähigkeit zugelegt.
Dazu kommt, dass „The Cost“ erstmals live und ohne Overdubs aufgenommen wurde. Heraus kommt ein ausgesprochen warmer, bronzefarbener Klang mit mehr Weite und Großzügigkeit als auf dem letzten Werk, „Burn The Maps“, mit dem die Frames in der Welt außerhalb von Irland bei Anti unter Vertrag kamen. Anti! Das allein ist natürlich eine kleine Adelung.
Der neue Klang und auch die neuen Lieder betonen das Folkige, Klassizistische, das man sonst nur gelegentlich wahrnahm. Manchmal klingt Hansard sogar wie Cat Stevens, etwa bei dem warmherzig trauernden „Sad Songs“. Ein Höhepunkt ist der fünfeinhalb Minuten lange Opener namens „Song For Someone“, bei dem das Arrangement nicht ganz so aus dem Rahmen fällt, sondern die vielen Auf-und-ab-Dynamiken nachvollziehbar bleiben. Wenn sie also Ire sind, wenn Sie Reamonn noch zu gefühlskalt finden oder sich von David Gray mehr Sinn suchendes Experiment wünschen, dann finden Sie hier eine Platte zum Überwintern.