The Heads – No Talking Just Head

Die (Talking) Heads ohne David Byrne: nur ein verzweifelter Akt der Amputation? Zum Scheitern verurteilt wie die Stones ohne Jagger? Wie die Pistols ohne

Rotten? Wie letztlich auch Little Feat ohne Lowell George? Die entscheidende Frage muß auch Tina Weymouth, Chris Frantz und Jerry Harrison umgetrieben haben, als sie daheim in Connecticut neue Tracks aufnahmen und dabei feststellten: Den Groove, der sie einst zur formidabelsten Rhythmusgruppe der, na ja, „New Wave“ machte, haben sie immer noch. Und die Antwort in Form dieses Albums mit dem etwas zu koketten Titel müßte auch dem erbosten David Byrne zumindest schmeicheln: Eine Stimme kann ihn nicht ersetzen – da braucht’s schon zwölf verschiedene.

Also schickte das Rumpftrio fertige Instrumentalvorlagen an alte Bekannte und neue Freunde, die die zuletzt rege Produzententätigkeit von Harrison bzw. Weymouth/Frantz hervorbrachte. Das Ergebnis ist weniger ein geschlossenes Album als eine Nummernrevue durch das Land des guten, alten Groove – zuweilen disparat, zuweilen zwingend unterhaltsam, vereint durchaus auch in dem Wissen um die Unmöglichkeit, wirklich ein neues Talking Heads-Album machen zu können.

Erwartungsgemäß schlagen die Versuche von Michael Hutchence und Shaun Ryder fehl, der ganzen Unternehmung eine Dosis verruchter Rock-Sleaziness unterzujubeln. Erwartungsgemäß bleibt es Gordon Gano (Violent Femmes) und – bedingt – Andy Partridge (XTC) vorbehalten, eine Spur byrnesker angst zu legen. Und durchaus zu erwarten war auch, daß wir im Tom Tom Club landen, wenn Tina Weymouth ihre Vergangenheit als „Punk Lolita“ rekapituliert. Wider Erwarten erfreulich fällt das Wiederhören mit den alten Bekannten (Debbie Harry, Richard Hell!) aus. Und wider Erwarten richtig gut funktionieren die Besetzungen mit Johnette Napolitano (im grimmigen Opener „Damage I’ve Done“), Maria Mc-Kee (im Fast-House-Feger „No Big Bang“) und Live-Sänger Ed Kowalczyk, der mit „Indie Hair“ den gar nicht mal so heimlichen Hit des Albums landet.

So schafft „No Talking Just Head“ immerhin eines: Kaum ein Gedanke kreist noch um David Byrne. „This is not my beautiful band“, würde der panisch ausrufen, und tatsächlich ist Byrne nicht amüsiert. Aber wie singt Debbie Harry: „No talking just head – we cannot be dead.“ Totgesagte leben halt doch ein bißchen länger.

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