The Help :: Regie: Tate Taylor
Comic-Verfilmungen, Animationskomödien, Fortsetzungen, und das möglichst noch in 3D – die Produktpalette von Hollywood ist mittlerweile ziemlich überschaubar geworden. Hier hat die Technik verdrängt, was die amerikanische Traumfabrik einst mal perfekt ausbalancierte: Gefühl, Moral sowie das Streben nach Wahrheit und Gerechtigkeit. Das große Drama also und den Traum. Kommerziell haben Filme der alten Art oft nur noch Außenseiterstatus. Oder sie stammen wie die britischen Oscar-Gewinner „The King’s Speech“ (2011) und „Slumdog Millionär“ (2009) aus dem Ausland. Und ohne den Veteranen Clint Eastwood würde es noch trostloser aussehen.
Dieser Trend wird nicht aufzuhalten sein. Aber mit „The Help“ könnte Disney ihn für einen kurzen Moment aussetzen. Bei der Adaption des Bestsellers von Kathryn Stockett vertraute Hollywoods mächtigstes Studio auf den Schauspieler Tate Taylor („Winter’s Bone“), der als Drehbuchautor und Regisseur bisher erst eine missglückte Komödie („Pretty Ugly People“ mit dem Claim: „Small waist. Big ass problems“) vorzuweisen hatte. Sein Drama über Rassismus in den amerikanischen Südstaaten der 60er-Jahre klingt zwar auf dem Papier wie eine gesellschaftspolitische Schnulze, besitzt jedoch wahrhaftig Herz, stimmigen Humor und die richtige Haltung, um später als konsensfähiger Klassiker zu gelten. In den USA hat der Film 170 Millionen Dollar eingespielt und darf schon zum Favoritenkreis für den Oscar 2012 gezählt werden.
1962 kehrt die junge Skeeter (Emma Stone) vom College in ihre Heimat in Mississippi zurück. Sie will Schriftstellerin werden und weicht dem Drängen ihrer schwer kranken Mutter Charlotte (Allison Janney) aus, sich einen Mann zu suchen. Ihre Freundinnen Hilly (Bryce Dallas Howard) und Elizabeth (Ahna O’Reilly) sind bereits verheiratet und Familientiere wie alle wohlhabenden Töchter in der Kleinstadt. Die treffen sich zum Shoppen und wöchentlich beim Bridge. Um die Kinder kümmern sich schwarze Frauen, die alle die gleiche Uniform tragen und herablassend wie Sklaven behandelt werden.
Während sich um Martin Luther King die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung formiert, macht Hilly dem Gouverneur den Vorschlag, alle weißen Familien sollten für die schwarzen Haushälterinnen getrennte Toiletten einrichten. Skeeter, die selbst von einer Schwarzen großgezogen wurde, ist empört. Als sie bei der Lokalzeitung eine Kolumne für Haushaltstipps bekommt und Elizabeths Angestellte Aibileen (Viola Davis) um Rat bittet, fragt sie bald nach deren persönlichem Schicksal. Ihre Idee, ein Buch über die diskriminierende Situation dieser Frauen zu schreiben, lehnen aber alle aus Angst um Job und Leben ab. Erst als Minny (Octavia Spencer) von Hilly gefeuert wird, gehen sie das Wagnis ein.
Mit dem Umstand, dass die schwarzen Haushälterinnen die weißen Babys wie Ersatzmütter knuddeln, aber kein gemeinsames Klo benutzen dürfen, stellt der Film ganz plastisch die Absurdität des Rassismus heraus. Zudem verbindet er diese Thematik geschickt ironisch und emotional mit den gesellschaftlichen Zwängen jener Zeit, denen die emanzipierte Skeeter entgegensteht. Julia Roberts‘ Nichte Emma Stone zeigt in dieser Rolle ihre Klasse. Grandios ist auch Bryce Dallas Howard als verbohrtes, schikanöses Biest Hilly. Vor allem fühlt man aber mit der verbitterten, stillen Aibileen und der witzig-wortgewaltigen Minny. Davis und Spencer geben ihnen eine große Würde. Dieser großherzige Film reiht sich schon jetzt in die Tradition von tragikomischen Dramen wie „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ oder „Der Club der toten Dichter“ ein.