The Jimmy Rogers All-Stars – Blues Blues Blues

Man ist versucht, zu psychologisieren, ja metaphysische Dimensionen ins Spiel zu bringen. Da steht also einer über Jahrzehnte in der Kulisse – von den Kennern gewürdigt, von der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Und kaum soll er endlich doch noch den Schritt ins Rampenlicht tun, versagen ihm (nicht nur) die Beine. Großer Abgang: Kurz vor Ende der All Star-Sessions starb Jimmy Rogers, der große Groove-Master des Chicago-Blues, ohne den ein Muddy Waters vielleicht nie der Muddy Waters geworden wäre.

Das ist 1. nicht zu ändern, 2. einigermaßen tragisch, hat aber 3. vielleicht sogar eine tröstliche Komponente: Denn: Muß es nicht eine große Genugtuung für den Gitarristen, Songschreiber und Sänger aus Mississippi gewesen sein, noch einmal geballt die Huldigung seiner jüngeren, meist weißen Verehrer entgegennehmen zu können? Als da wären: Jagger äC Richards, Clapton, Page & PlantJeffHealey, Stephen Stüls, Kim Wilson, Taj Mahal. Dazu komplettieren Zeitgenossen wie Lowell Fulson, Johnnie Johnson, Carey Bell die Allstar-Riege. So wenig wie man einen alten Baum verpflanzen soll, so wenig Überraschungen bringt das Repertoire.

„Blues Blues Blues“ ist Chicagostyle, von Rogers selbst, von Muddy Waters, Jimmy Reed und Sonny Boy Williamson. Es geht also um Nuancen. Und da helfen Vergleiche, die in diesem Fall natürlich gleich um die Ecke liegen. An Rogers‘ „Goin‘ Away Baby“ etwa hatte sich Eric Clapton bereits 1994 auf „Front The Cradle“ versucht, und das nicht mal übel, sich in sublimer Disziplin übend. Doch diese neue, rohere, aufgekratzte Version, mit Jagger und Rogers im Wechselspiel, wirft ein Licht auf das, was Clapton als Blues-Interpret (fast) immer gefehlt hat Dieser kleine Happen Anzüglichkeit und unterschwelliger Aggression, den Blues-Boy Mick immer noch lässig aus dem Ärmel schüttelt (wenn er sich die ganzen Manierismen der späten Jahre spart). Und sie hält auch noch einmal für die Nachwelt fest, daß der Sänger Jimmy Rogers immer unter Wert gehandelt wurde. Höre auch das brodelnde Blues-Mantra „Gonna Shoot bu Right Down“ (mit einem Robert Plant auf Verjüngungskur) sowie „Don’t Start Me Talkin“, wieder ein Duett mit Jagger, der hier erstmals jene „Backseat“-Strophe singt, die von der Original-Chess-Aumahme getilgt wurde, weil sie den Verantwortlichen damals zu gewagt erschien.

Das hat er also auch noch gerichtet, kurz vorm großen Abgang: RJJ^Jintmy, your lieht willstay on… 3,0

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