The Killers :: Sam’s Town

Fetter Stadion-Rock aus Las Vegas, mit hübschen Spielereien verziert

Was treibt diese Männer an? Testosteron? Die Gier nach Gold? Der Wille zu rocken, bis kein Stein mehr auf dem anderen steht? Die Antwort kennt nur das Bandmanagement. Auf „Sam’s Town“ klingen die Killers wie vier schwarz gekleidete Pistoleros, die inmitten einer Staubwolke in ein kleines Nest am Rande einer großen Wüste einreiten, um dort einen zünftigen judgement day abzuhalten. Schon die Single „When You Were Young“ stand unter beängstigendem Hochdruck: Als hätten sich Coldplay mit Amphetaminen, Stereoiden und Zaubertrank vollgestopft, um anschließend im nächstbesten Saloon die überschüssigen Kräfte in einer Saalschlacht zu verschleudern. „Bling (Confession Of A King)“ geht ähnlich druckvoll zu Sache und verbindet den Gesangstil von Chris Rea mit dem Stimmvolumen eines Meat Loaf, während die Band Erinnerungen an Big Country weckt (ja, auch das waren die Achtziger).

Normalerweise würde man sich ducken vor so viel Pathos und pompösem Keyboard-Gedröhne. Reißaus nehmen vor Gitarren, die wie stolze Banner im Sturmwind wehen. Brandon Flowers‘ Stimme schreit förmlich nach der großen Kulisse eines Stadions. Ein Rock-Tenor, mit Stimmbändern, so muskulös wie die Oberschenkel des jungen Schwarzenegger. Die Produzenten Flood und Alan Moulder haben zusammen mit der Band ganze Arbeit geleistet und den Sound fett und muskulös gemacht, doch nicht ohne reichlich Details und hübsche Spielereien zu verstecken. Komische kleine Spieluhr-Geräusche, dunkle Spannungsbögen, Synthesizerflächen wie bei einem Trance-Techno-Track. „Uncle Johnny“ beginnt wie ein Kriegstanz, archaisch, stampfend, mit einer Gitarre wie ein Bowie-Messer.

Dies ist Las Vegas aus einer anderen Perspektive, eher Wüste als Glitzerstadt – aber dabei so effektiv wie ein gut geführtes Casino. Und wie in einem Casino muss man bei den Killers sein Glück teilen, mit Rock-Hooligans und Leuten, die bei Konzerten gerne mit den Armen überm Kopf klatschen. Weil alles so dick aufgetragen ist, dass die Mayonnaise fast schon aus dem CD-Player quillt. Aber, scheiß drauf, „Sam’s Town“ macht einfach Spaß und ist dabei erfrischend unhip. So wie „Wheel In The Sky“ von Journey, falls das noch jemand kennt.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates