The Les Humphries Singers :: Live At The Olympia Paris & Musikhalle Hamburg

Der internationale Gesangsverein bei zwei Konzerten

Dieser wunderliche Haufen reiste zwischen 1970 und 77 durch Deutschland und das befreundete Ausland, trällerte Gospel-Schmachtfetzen, Schlager-Choräle und Happy-go-lucky-Bombast aus dem Geist des Internationalismus. Der verkrachte Musiker Les Humphries hatte den Pop-Chor gegründet, nachdem seine früheren Versuche, berühmt zu werden, gescheitert waren. Sein Gesangssprengel war eine Adaption der Fischer-Chöre unter Einbeziehung der vagen Hippie-Ideale von Multikulti, freier Liebe und Friede, Freude, Eierkuchen. Wenigstens die freie Liebe soll bei dem Ensemble keine Schimäre gewesen sein.

Bei dem Konzert in der Hamburger Musikhalle stellte Humphries wie später Rolf Zuckowski seine Mündel vor („From the Philippines …“, „Elizabeth aus Jamaica“), auch „Jürgen Drews – aus Hamburg“ hatte seinen Auftritt. Man intonierte glühend pseudoreligiösen Schwulst wie „Abraham, Martin And John“, „We’ll Fly You To The Promised Land“ und „We Are Goin‘ Down Jordan“ und schreckte auch vor noch warmem Liedgut wie „Bridge Over Troubled Water“, „Soolaimon“ und „Love The One You’re With“ nicht zurück. Das Maskottchen der Truppe war der niedlich Deutsch stammelnde Koreaner Christopher Yim, der gar nicht singen konnte.

Bei dem Pariser Auftritt 1973 gab es immerhin schon die Gassenhauer „Mama Loo“ und „Kansas City“, deren Erklingen in meiner Kindheit meistens bedeutete, dass die Erwachsenen entrückt bei Kellerpartys schwoften und den ekstatischen Blödsinn „Rock My Soul“ mitgrölten – oder dass die Erzieherinnen im Kindergarten angeschickert Karneval feierten. 1975 erschien ich beim Themen-Fasching übrigens in einer Verkleidung als holländische Blumenverkäuferin.

Spätestens 1976 fand jedermann die Les Humphries Singers zum Brechen. Dann kamen Boney M. (Warner)

Arne Willander

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