The Libertines :: The Libertines

Die zweite Großtat der besten und lässigsten britischen Band

Vielleicht ist es die Art, wie die beiden Stimmen einander umspielen, umschleichen. Diese „Oh-oh-oh“, „La-la-la“, die Satzteile in Klammern („can’t stand me now“), das Prinzip der Wiederholung und Affirmation. Die Art, wie die Gitarren quecksilbrig und hell klingeln. Wie eine Mundharmonika einsetzt. Und wie nach drei Minuten alles vorbei ist Möglicherweise erobert einen das zweite Album der Libertines nicht so stürmisch wie „Up The Bracket“, obwohl es die bessere Platte ist. Das Gebrochene, das Lückenhafte und Zerschossene der Songs ist nicht ganz so aufreizend plakativ wie ehedem, deshalb packen diese Lieder scheinbar auch nicht so zu wie noch die ersten Singles. Aber schon „Last Post On The Bugle“ hat dann das bittersüße Libertines-Versprechen „I’ll be thinking of your love“ und die Libertines-Melodie, und „Don’t Be Shy“ hat diese Sixties-Melodien und löst sich dann im Gitarren-Gequengel auf, und „The Man Who Would Be King“ ist der erste Brecher: Hier fallen Lässigkeit, unwiderstehliches Gitarrenspiel und die schwer zu überbietende Nonchalance des beiläufigen „La-la-la“ in eins.

Schließlich trötet auch noch eine Trompete ganz hinten im fade-out.

„Music When The Lights Go Out“ ist ein betörend nostalgischer Schmachtfetzen, wie ihn allenfalls The Coral hinkriegen: „And all the memories of the pubs/ And the clubs and the drugs and the tubs/ We shared together/ Will stay with me forever.“ Die Libertines sind natürlich eine britische Band wie The Kinks, The Jam, The Clash, The La’s, Madness, Oasis, Pulp. All die Erinnerungen schwingen bei ihnen stets mit, doch sie klingen nie wie. Ich weiß gar nicht, wann Rock’n’Roll zuletzt so jung, so unbedingt, so romantisch, so existenziell war. Oder doch: bei „Up The Bracket“. Wenn man die Platte dreimal gehört hat, wird man jedes einzelne Stück lieben, jede komische Textzeile, jede Verwerfung, jede Lärm-Attacke. Sie haben sogar den Humor, mit „Arbeit macht frei“ nicht bloß ein bisschen dumpf zu provozieren wie weiland die Sex Pistols, sondern dem kurzen Stück eine sehr böse, sehr ironische, sehr britische Pointe zu geben. Dann biegen sie um die Kurve zum kratzigen Riff-Rocker „Campaign Of Hate“, bevor das schönste aller Libertines-Wunderwerke erklingt: „What Katie Did“, beinahe ein Tanztee-Schwoof, schwül und sarkastisch wie ein Song von Pulp. Und alles singt „Shoop-shoop, shoop-de-lang-de-lang/ You’re a sweet sweet girl/ But it’s a cruel cruel world.“ Und dass Carl Barat den Soundtrack von „Bugsy Malone“ liebt, hört man im giftigen Gangster-Stück „Tomblands“.

14 Schüsse aus der Hüfte – ins Herz.

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