The Pearlfishers – The Strange Underworld Of The Tall Poppies; The Secret Goldfish – Jet Streams

Ihr sollt Perlenfischer sein. Das muß diesen jungen Menschen aus Schottland irgendwann einmal ein weiser Mann gesagt haben. Natürlich ist von Pop-Perlen die Rede. Solche haben sich in Glasgow immer besonders gut finden lassen – seit den Tagen von Orange Juice und Aztec Camera. Offnen wir die Muscheln – die Covers sind wieder einmal unglaublich geschmackvoll geraten. Mal gucken, was drin ist.

Hinter dem Namen Pearlfishers verbirgt sich ein Duo. Und auch die Vorbilder der Pearlfishers sind zu zweit: Byrds und Beach Boys heißen die Taufpaten dieser Platte. Aber während etwa die High Llamas aus dem Erbe Brian Wilsons eine elektronische Endlosschleife gemacht haben, begegnen wir ihm hier im Stadium der Verzärtelung.

Schon ein ziemlich sensibles Pflänzchen, diese Musik: Sie gedeiht am besten im windstillen Raum der Nostalgie. In die großen Pop-Schlachten unserer Zeit eingreifen kann man damit nicht. Das erste Stück „Even On A Sunday Afternoon“ swingt noch recht robust los und verbindet eine McGuinn-Gitarre mit Beach Boys-Chören. Dann wird alles zunehmend fragiler, sentimentaler, ruhiger. Leider fehlt Brian McAlpine und David Scott die untergründige Morbidität der Beach Boys – und wird schmerzlich vermißt. Der Rest ist Geigen. „The Strange Undenmrld Of The Tall Poppies“ ist eine bleifreie Sixties-Paraphrase gleichwohl eine melodisch inspirierte.

Ein bißchen enttäuscht darf man auch von The Secret Goldfish sein. Im letzten Jahr machten sie ein paar Leben mit leuchtenden Gitarrenpop Songs ein bißchen heller. „Some of my best friends are three minutes long“ lautete ihr bescheidenes, aber mit jedem Ton eingelöstes Motto. Bedauerlich: Sommerhits wie damals „Come Undone“ und „Dandelion Milk Summer“ sind diesmal nicht dabei. Katy McCullars und ihre Leute scheinen sich nicht ganz sicher zu sein, ob sie nun die neuen Go Betweens, die neuen Bangles oder die alten Secret Goldfish sein wollen. Weil der Gott des Songwriting ihnen wohl längere Zeit keine Zeichen gab, covern sie wild drauflos: Stücke von den Shangri-Las, den Velvet Underground und Orange Juice. Besonders das schlappe Nirvana-Cover „Come As You Are“ ist in seiner Harmlosigkeit und Manieriertheit ärgerlich. Auch in Glasgow, so die Lehre, wird eben nicht jedes Sandkorn gleich zur Perle.

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