The Phantom Band :: The Wants
Lärmende, stoische und stille Erhabenheit aus Schottland
„Checkmate Savage“, das kregle und verschachtelte Debüt von The Phantom Band, gehörte ohne Zweifel zu den positiven Überraschungen des Pop-Jahres 2009. Mit dem Nachfolger „The Wants“ gehen die schottischen Soundtüftler, die sich diesmal von David-Lynch- und John-Carpenter-Soundtracks, von der Kosmischen Musik der frühen 70er-Jahre, von Doo-Wop, Rock’n’Roll und vielem mehr inspirieren ließen, ihren Weg konsequent weiter. Mit allerhand kruden Instrumenten, die sie zum Teil selbst zusammenbauten, werkeln sie an ihrem sogenannten Proto-Robofolk, der von polyrhythmischen Gesangstexturen, verschwommenen, dräuenden und schneidenden Gitarren, von unberechenbaren Stilbrüchen und ausufernden, jedoch ausgeklügelten Improvisationen geprägt wird. Jeder Song, getragen von Rick Anthonys dunkler Stimme, entwickelt dabei eine unverwechselbare Dramaturgie.
Nichts klingt nach Stückwerk, alles strebt nach lärmender, stoischer oder stiller Erhabenheit – und das ohne großkopfertes Geniegehabe. Hier ein satter Groove, da eine saumselige Lagerfeuermelodie, krautige Synthesizer-Arabesken, unheimliche Störgeräusche und blechernes Schlagwerk – dass das alles zusammenpasst, klingt, wie so nie dagewesen, und sofort ins Ohr geht, glaubt man erst, wenn man es selbst gehört hat. Stücke wie „Mr. Natural“ oder der energisch elegische Opener „A Glamour“ sind darüber hinaus geradezu überwältigend in ihrer unbeirrbaren Dynamik. Nach Yeasayers „Odd Blood“ ist „The Wants“ von The Phantom Band in diesem Jahr das zweite wirklich aufregende, genreübergreifende Werk, das in seinem Facettenreichtum kaum zu kategorisieren ist. Einfach ohne Umschweife zu den Lieblingsplatten 2010 stellen, immer wieder auflegen und tanzen, lachen, weinen, glücklich sein! (Rough TradE) Alexander Müller