The Schramms: Radikaler Formwille

Dave Schramm verdient seinen Lebensunterhalt als Werkkundelehrer einer Schule in Brooklyn – doch nach Feierabend treibt er die Kunst des Songwriting einige Etappen voran. Der sympathische Ami kennt die Rockgeschichte, in seinen Songs setzt er ihre verschiedenen Kapitel wieder neu zusammen. Oft Eigensinning, aber immer schlüssig.

Da ist Country drin, da ist Pop drin, und da ist der radikale Formwille eines Tom Verlaines. Wie der Rock-Innovator schätzt auch Schramm das geometrisch genau abgecircelte Gitarrenspiel und beweist, daß Improvisation nichts mit Beliebigkeit zu tun hat Doch er paßt das freie Spiel ein in Songs, die elegisch sind wie etwa Country-Balladen und melodisch klingen wie Pop-Hymnen.

Anfang der Neunziger konnte man diese ungewöhnliche Mixtur bereits in Deutschland hören, als das von der Kritik stürmisch gefeierte Schramms-Debüt „Walk To Delphi“ erschien. Seitdem hat Schramm, der seine musikalische Laufbahn in den Achtzigern als Teilzeitkraft bei den Noise-Folkies Yo La Tengo begonnen hat, in regelmäßigen Abständen eigene Alben aufgenommen – wenn er nicht gerade bei seinen Kollegen wie Freedy Johnston oder Soul Asylum im Studio aushalf. Das vierte Album „Dizzy Spell“ ist der reifeste Entwurf und zeigt: Man muß das eine nicht aufgeben, um das andere zu bekommen.

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