The Slits – Trapped Animal
Mehr als ein Vierteljahrhundert ist vergangen seit dem letzten Studioalbum der Slits, jener verdienstvollen Punkband der ersten Stunde, die die Aggressivität dieser einst subkulturellen Musikrichtung geschickt mit Reggae, Funk und Afro-Pop vereinte. Von der Originalbesetzung sind Sängerin Ari Up und Bassistin Tessa Pollitt übrig geblieben, vom Geist des Punk ist gar nichts mehr da – außer vielleicht der Gedanke, dass man nicht jeder Mode folgen sollte, wie es in „Pay Rent“ heißt, das sich mit dem Problem von Künstlern herumschlägt, von kreativer Arbeit zu leben: „We wanna pay rent with a passion/ We don’t wanna follow fashion.“
Das wäre nicht weiter schlimm, wäre „Trapped Animal“ nun ein irgendwie zeitgemäßer Stilmix geworden – ist es aber nicht. Es klingt nach einer Copy & Paste-Version dessen, was früher einmal aufregend und neu war. Die Behauptung der Unangepasstheit ist nur noch das: eine Behauptung. Wer gäbe schon freiwillig zu, stets brav dem aktuellen Modediktat zu folgen? Allein die immer noch konsequent feministische und gesellschaftskritische Haltung zu bewundern, die sich in den Texten mitteilt, hieße die Musik der Slits auf einen konzeptionellen Ansatz zurückzuführen, wie dies ja gern bei ähnlich gepolten Acts wie Chicks On Speed geschieht.
Aber zählt neben der ohnehin oft recht plumpen, küchenpsychologisch verbrämten Message (Männer brauchen Frauen als Mutterersatz; Männer hassen Frauen wegen ihrer Mutter usw.) nicht auch das klangliche Gerüst? Wie hieß es bei Knarf Rellöm einmal so schön: „Move Your Ass And Your Mind Will Follow“. Die Slits versuchen es umgekehrt: Der Kopf mag sich bewegen, Hintern und Hüften bleiben angesichts der gewollt widerspenstigen Song-Anstrengungen jedoch ungerührt.