The Stands – Horse Fabulous
War die erste Platte der Stands noch ein Schnappschuß, eine Vorstellungsrunde mit music for a jingle jangle morning und den Byrds, Dylan und Liverpool Beat, will Vordenker Howie Payne mit Album Nr. 2 die ganze Höhe, Breite und Tiefe des eigenen Vermögens ausloten. Zusammen mit Tom Rothrock entstand in LA. eine Platte, die alles kann und alles soll, was hier in Frage kommt. Rothrock hat schon mit seiner Arbeit für so verschiedene Kunden wie die Foo Fighters, Beck und Elliot Smith bewiesen, daß er ganz verschiedene Klangbilder kann, und er ist also ganz der Richtige, um Paynes Vorstellungen von Mersey Retro und aktuellem Britpopismus umzusetzen.
Und wie das geht! Rothrock inszeniert Paynes lustig wippenden Spät-Beat mit Sounds und Arrangements a la Beatles, Höhe „Revolver“ und „Rubber Soul“, mit viel Raum zum Experiment also, doch an der Basis noch ganz standfest. Die originalgetreu pappigen Trommeln sitzen direkt unter nackten, stramm gespielten Akustischen, die E-Gitarren klingeln einzeln, nie im Dutzend. Dazu hat Payne immer eine frische Idee fürs jeweilige Lied: ein Saxophon bei „Soon Come“, eine psychedelische Insel bei „Nearer Than Green“, durchgehende Mehrstimmigkeit bei „I Will Journey Home“, Vaudeville-artige Filmmusik bei dem Instrumental „Mountains Blue And The World Through My Window“. Daß „Horse Fabulous“ dabei im Grundton gelegentlich ein bißchen nach Rockmusik klingt, hängt mit Paynes Gesang zusammen, der manchmal an den von Stereophonics‘ Kelly Jones erinnert, minus Sonnenbrille und Breitbein natürlich.
Übrigens verweist der Plattentitel auf eine Zirkusnummer, in der ein Pferd Fantastisches kann, und das ist hier die passende Überschrift. „Horse Fabulous“ ist nämlich tatsächlich eine Vorführung, ein toller Trick, den Howie Payne als Artist in der Manege bisweilen allerdings als Versteck benutzt -— man wünschte sich jedenfalls ein klein wenig mehr Bedeutsamkeit, inhaltliche Tiefe, einen persönlichen Moment vielleicht. Wenn man für sowas ist.