The Strange Boys :: Live Music

Die Texaner setzen auf traditionellen Groove und lässige Hooks.

„New studio album“, sagt vorn der Sticker, um dem Titel gleich alle Missverständlichkeit auszutreiben. Das dritte Album des texanischen Quartetts um die charmante Jaulboje Ryan Sambol will also nur die Musik leben – wenn nicht für alle Ewigkeit, dann zumindest jetzt. „Study the past, predict the future, but the present will never leave you“, schließt Sambol sein flottes, Harp-getriebenes „Punk’s Pajamas“, das einem alten Bekannten gleich schön spitz entgegenzischt: „I’m surprised you’re still alive, considering all the time you spend in the middle of the road.“ Dort sind die Strange Boys auch mit „Live Music“ noch lange nicht angekommen, selbst wenn die als „A Side“ titulierte erste Hälfte des Albums vom produzierenden Spoon-Schlagzeuger Jim Eno schärfer, klarer konturiert wurde.

Dabei sind sowohl Songs entstanden, die sich allein auf ihren satten Groove verlassen könnten („Doueh“) oder auf ein lässig hingeworfenes Pia-no-Hook („Saddest“), aber auch eine plötzlich allein im Raum stehende Akustik-Miniatur wie „You And Me“. Ganz wunderbar fängt sie diesen Moment ein, der alles ändern könnte. „One second of her stare“, singt Sambol, als würde ihm just noch mal der Atem stocken, „can kill an hour at a glance, what a chance, change of plans.“

Die sechs Songs des B-Teils, die – wie schon das letzte Album „Be Brave“ – Mike McHugh produziert hat, geben sich verschlurfter, hingerotzter, allerdings auch Sixties-infiziert. Zu Sambols mal juvenilem, mal eher jenseitigem howl passt das ebenso gut. Von seinem Faible für etwas plumpe Wortspielchen darf man sich dabei mal wieder nicht abschrecken lassen. „You take everything for granite when you’re stone“ – na ja. Aber „Over The River And Through The Woulds“ ist wirklich eine auch formschöne Abhandlung über Tod und Liebe geworden. Erst geht der Hund, dann das Kind, dann der Opa. Bis Ryan Sambol sehnsüchtig erkennt: „Love is becoming true in you, and I wish it was because of me.“ Und wenn doch nicht? Kann man immer noch ein bisschen die Musik leben. (Rough Trade/Beggars) Jörg Feyer

Beste Songs: „You And Me“, „Over The River And Through The Woulds“

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