The The – Soul Mining. Infected. Mindbomb. Dusk

Matt Johnson war immer ein Knallkopf, und schließlich sprangen ihm die Sicherungen heraus. Noch 1993, als „Dust „erschien, galt er als der große Blues-Troubadour und Schmerzensmann, der sich das Hemd vom Leib riss und sein Leiden jesusmäßig inszenierte — mit den besten Songs, die es damals gab. Dann erkannte sich Johnson leider in Hank Williams und nahm „Hanky Panky“ auf, gruselige Interpretationen der altbekannten Schmachtfetzen, die verrissen wurden wie kaum eine Platte in der Geschichte der Popmusik zuvor. Bis zum Jahr 2000 dauerte es, bis Johnson beim Label seines Bewunderers und Epigonen Trent Reznor wieder ein Album veröffentlichen durfte — aber mit den zerquälten Song-Trümmern auf „Naked Self“ war es wieder nichts. Johnson gab der Plattenfirma die Schuld daran und schmollt heute im Internet.

„Soul Mining“ folgte 1983 dem eigentlichen, abgetriebenen Debüt „Burning Blue Soul“: Zwar benutzte Johnson die zeittypischen Keyboards, doch klangen sie im wunderbaren „This Is The Day“ wie ein Akkordeon, und Johnsons Flehen, Wimmern und Flüstern sowie die süßen Melodien enthoben die Songs allem zeitgenössischen Treiben. Johnson war die Waterboys und Kraftwerk in einer Person. In „The Sinking Feeling“ schlug er schon sein Kardinalthema an, und das Piano-Solo in „Uncertain Smile“ war wie ein großes Grinsen über Thompson Twins und Culture Club. Verspielt, verheißungsvoll. 3,5

War „Soul Mining“ also genialisch, so war es doch nur eine Vorstudie zu „Infected“. Johnson hatte drei Jahre seine Neurosen gezüchtet, sprach von Sex, Suff und Wahnsinn — und so klang es dann auch. Verzerrt, verzweifelt und knallig exekutierte Johnson seinen industriellen, urbanen Soul. Die Depression der Thatcher-Ägide wendete er zur schwitzenden, polemischen Klage gegen Staat und Gott. Fast wäre er ein Popstar geworden. 5,0

Statt dessen befreundete er sich mit dem arbeitslosen Gitarristen Johnny Marr, der ihm für „MindBomb“ ein paar schöne Soli zusammenspielte. Auf diesem Album gefällt sich Johnson als Visonär von Armageddon und kündigt den Krieg des Islam gegen das Christentum an — leider behielt er ja auch noch Recht. Auf seiner fiebrigen Seelensuche begegnet Johnson hier erstmals Gott und sagt „Good Morning Beautiful“. 4,0

Am Ende gelangen Johnson auf „Dusk“ noch einige seiner schönsten Songs: „Love Is Stronger Than Death“, „Dogs Of Lust“, „Slow Emotional Replay“. Dann gingen die Lichter aus. (Epic/sonymusic) 4,0

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