The Vaccines :: Coming Of Age
Schöner Retro-Sound, aber wieder nicht die Zukunft des Rock
Nach fünf Singles und dem Debüt „What Did You Expect From The Vaccines“ hatte die stets hype-freudige britische Musikpresse Ende 2011 wieder einmal die Zukunft des Rock’n’Roll erblickt. Das Album des jungen Londoner Vierers mit isländischem Bassisten verkaufte sich anständig, auch live waren The Vaccines gern und oft gesehen. Aber gefällige, nette Pop-Punk-Nummern wie „If You Wanna“ zur Zukunft des Rock’n’Roll zu erklären, ist dann doch ein klares Overstatement.
Nun also der Nachfolger, auf dem die Jungs um Sänger Justin Young versuchen, sich gegen die Schmerzen des Erwachsenwerdens zu impfen. Auf „Coming Of Age“ gibt es Plakatives wie „Weirdo“, „Bad Mood“, „Lonely World“ oder „I Wish I Was A Girl“, während sie sich musikalisch weiterhin konsequent an ihren Vorbilder abarbeiten: Fifties-Teenage-Drama mit Twang-Gitarre hier („Always Knew“), Clash/Dylan/Kinks -Kombis dort („No Hope“, „Aftershave Queen“, „Bad Mood“). „Weirdo“ ist unverhohlen Radiohead. Hübsch, „I’m fucking moody“ zur halligen Twang-Gitarre zu singen, aber nicht ausreichend, um düster-schöne „Creep“-Qualititäten zu erreichen. Besser trifft es da eine Zeile aus dem Opener „No Hope“, der hitverdächtigen ersten Single: „I wish I was comfortable in my own skin, but this whole thing feels like exercising.“
Mit ihren refrainorientierten Songs im schnörkellosen Retro-Sound sind The Vaccines auf einem guten Weg. Die Zukunft des Rock’n’Roll ist „Coming Of Age“ aber natürlich auch wieder nicht. (Sony) Jochen Clemens
Beste Songs: „Ghost Town“, „Teenage Icon“