The Velvet Underground :: The Very Best Of und Lou Reed :: NYC Man :: Polydor / BMG

Wir haben den Kindern ja immer gesagt, sie sollen keine Best-Of-Platten kaufen. Heute ist das egal geworden, denn sie kaufen überhaupt keine Platten mehr. Falls sie sich zwischen dem Matrixgucken mal für die Musik von Velvet Underground intressieren sollten, weil sie, „I’m Sticking With You“ in der Fernsehreklame gehört haben: Welche Stücke würden sie wohl auf den iPod laden? So ganz ohne Wissen um die Banane, um Warhol, um Reed, Cale, Tucker, Morrison? In der Annahme, „Loaded“ sei ein Befehl für den Computer, „Fm Waiting For The Man“ handle vom Typen vom Pizza-Bringdienst „Donatos“ und Nico vom alljährlichen Silvesterfeuerwerk?

„Im Sticking With You“, ein eher läppisches Nümmerchen, ist hier der zweite Song nach „Sweet Jane“ und vor I’m Waiting For The Man“ – weshalb er noch läppischer klingt Sonst sind alle Favoriten versammelt: „White Light/White Heat“, „All Tomorrow’s Parties“, „Femme Fatale“, „Venus In Furs“, „Sunday Morning“ und „Rock And Roll“, danke.

Cales Zeug, etwa der „Black Angel’s Death Song“, fehlt natürlich. Ein Aufkleber auf der hässlichen Comic-Papp-Hülle (innen ein Foto von Nico und Nicos Schenkeln, die Jackson Browne das Fürchten lehrten), den man nicht abziehen kann, ohne Schaden anzurichten, verweist auf die Auto-Werbung, als legitimierte sie erst The Velvet Underground. Mo Tucker sagt, sie hätte gern mal einen Hyundai. Noch fährt sie einen Nissan.

„NYC Man“ mag ja die erste so genante Label-übergreifende Auswahl von Lou Reeds Schaffen sein, aber beliebiger und lausiger hätte sie wohl kein Ahnungsloser zusammenstellen können: Neben den üblichen Brechern „Walk On The Wüd Side“, „Sweet Jane“, „I’m Waiting…“, „Rock And Roll“ und „Perfect Day“ gibt es viel aus den Siebzigern, von „Sally Can’t Dance“, „Street Hassle“, „Coney Island Baby“, „Berlin“, „Rock And Roll Heart“, obligat die Hits von „Transformer“, Reeds einziger hinreichend bekannter Platte, ein wenig noch von „Blue Mask“. Ein einziger Song („Dirty Boulevard“) stammt vom famosen „New York“, einer vom missglückten „Magic And Loss“ sowie vom flügellahmen „Raven“, zwei Stücke immerhin kommen vom schwergängigen „Ecstasy“, „Street Hassle“! „The Kids“! „I Wanna Be Black“! „The Beils“! „Heroin“ lärmt in einer Live-Version.

Natürlich hat Lou Reed zu viele und zu viele mediokre, ja sinnlose Platten aufgenommen. Die Siebziger waren, genau genommen, eine einzige Lou-Reed-Platte (und die köstliche „Metal Machine Music“ fehlt hier naturgemäß sogar). Aber Reed ist auch ein König des Scheiterns, ein Gigant des Versuchens, der nur durch das genaue Studium seiner Experimente zu verstehen ist. Das Hören von J^YCMan „macht genau so üble Laune, wie sie dem Künstler imprägniert ist Kongenial!

Immerhin kommentiert Lou Reed seine Stücke lakonisch. Wahrscheinlich hätte er die Doppel-CD auch noch mal angehört, wenn es ihm nicht so scheißegal wäre.

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