The Walkabouts :: Life: The Movie – Collected Films & Clips
Der Teufel im Detail
In der langen Karriere der Walkabouts ist dies ihre erste DVD. Wenn man die 45-minütige Dokumentation „Tracking The Walkabouts“ ansieht, kann man sich ungefähr vorstellen, warum. Da verarztet Carla Torgerson im Bandbus den verletzten Finger von Chris Eckman, während draußen langsam eine karge Landschaft vorbeizieht. Glenn Slater sitzt am Klavier und spielt so vor sich hin. Sie signieren CDs, umarmen Fans, schütteln viele Hände. Backstage macht Torgerson kleine Gymnastik-Übungen, Eckman sanfte Scherze. Es ist fast spektakulär unspektakulär – und diese gemütliche Gangart passt perfekt zu den unprätentiösen Walkabouts, denen es nie um Schauwerte ging. Selten so viele sympathische Menschen auf einem Haufen gesehen.
Und dann ist da ja noch die Musik! Dieser herrliche Roots-Rock, die berückenden Folk-Balladen, die komplementären Stimmen von Chris und Carla – all das zeigt sich im Konzertfilm „Live In Prague“, der wie die Dokumentation bei der Tournee 2005 aufgenommen wurde. Mit dem programmatischen „Fuck Your Fear“ geht es gleich gut los. Live ist diese Band alles andere als unaufregend. Eckman mag wie ein ewiger Student aussehen, aber wie er manche Zeilen grimmig schnarrt, andere sanft raunt, das kann einem Schauer über den Rücken jagen. Torgerson, vorher noch die Mutter der Kompanie, singt wieder engelsgleich, aber ihr forscher Blick bei „Jack Candy“ (und die Rückenansicht ihres winzigen Tops) erzählen etwas anderes. Der Teufel steckt hier tatsächlich im Detail. Das macht die Walkabouts aus: Sie sind niemals aufdringlich, aber wer sich auf sie einlässt, kann dauernd etwas Neues entdecken. Es gibt hier auch immerhin drei Stücke mehr als auf dem gleichnamigen Live-Album, dennoch ist der Auftritt viel zu schnell vorbei.
Aber wenn schon endlich eine DVD, nach 28 Jahren Walkabouts, dann müssen es doch mehr als drei Stunden Stoff sein! Deshalb gibt es noch Interviews mit allen Bandmitgliedern und sämtliche Video-Clips, die sie je aufgenommen haben – gerade mal neun sind das, natürlich inklusive ihrem einzigen Hit „The Light Will Stay On“. Mitte der 90er-Jahre lief dieses blasse, verschwommene Filmchen mit einem großen schwarzen Vogel als Hauptfigur auf Dauerrotation bei MTV. War doch gar keine so schlechte Zeit. (Glitterhouse) birgit Fuss
Vielleicht wusste er nicht, wie sehr er geliebt wurde. Diethard Küsters Dokumentation „Beautiful Losers“ zeigt Willy DeVille vor zehn Jahren auf seiner Ranch in Louisiana, ohne Menjoubärtchen und Morphium, fast kindlich staunend über die Macht der Liebe, die Einsamkeit des Junkies ebenso beklagend wie das Schicksal seines Meisterwerks „Le Chat Bleu“, das Capitol 1979 nicht in den USA veröffentlichte. Jack Nitzsche äußert sich zu DeVilles sensationellen Anfängen, seinem Pech und seinen Fehlentscheidungen. „Ich müsste Millionär sein!“ empört sich DeVille. Auf zwei DVDs sind die beiden Berlin-Konzerte des Jahres 2002 dokumentiert, akustisch im Trio und elektrisch mit Band; auf der dritten DVD sieht man Ausschnitte der Proben. Im Booklet ist das epische Interview abgedruckt, das Norbert Thomma in jenem Jahr mit DeVille führte. Eine Liebesarbeit. (Meyer) Arne Willander
Das Interview in den Katakomben der Grugahalle 1979 ist der legendärste Moment des „Rockpalast“: Eher aufgebracht von der langen Wartezeit als betrunken, düpiert der entrückt lächelnde Ryder den überforderten Moderator Alan Bangs, zerrt dessen Freundin ins Rampenlicht und erzählt allerlei groben Unfug direkt in die Kamera: „Would you go to a club where they puke on your trousers?“ Einer „konservativen Regierung“ verspricht er „Chaos und Revolution“ und flirtet mit einer Frau in Latzhose. Die Bartträger im Hintergrund sehen wie betäubt zu. Auch das Konzert ist eine Wucht: Die Band spielt wie ein Rollkommando „Devil With A Blue Dress On“, „Jenny Take A Ride“ und „Soul Kitchen“, und der Sänger raunzt mit dieser autoritativen Stimme den Rock’n’Roll. Der Auftritt im Jahr 2004 hat zwar noch denselben Geist, aber nicht mehr die Herrlichkeit. (M.I.G.) Arne Willander
Ein Konzert in der „Soundstage“-Reihe aus dem Jahr 2002, das jetzt für die DVD aufgerüscht wurde: Petty und die Heartbreakers mischen amerikanische Klassiker wie „I Got A Woman“, „Baby, Please Don’t Go“ mit „Crawling Back To You“, „I Won’t Back Down“ und „You Wreck Me“ und verlieren sich oft in langen Gniedeleien. Bei „Lost Children“ nimmt der ausladende Vortrag die psychedelischen Exkursionen von „Mojo“ vorweg, doch die Interaktion von Pettys und Mike Campbells Gitarre entfaltet kaum Magie. Auch das Publikum im hell erleuchteten Saal hat möglicherweise ein anderes Programm erwartet: Amüsierwillig wartet es auf „Mary Jane’s Last Dance“ und „American Girl“ – zum Vortrag kommen aber routiniert improvisierte Platitüden wie „Born In Chicago“, „Love Is A Long Road“ und „Black Leather Woman“. Keine Sternstunde. (Universal) Arne Willander