The Webb Brothers – Maroon

Willkommen im Club! Im „The Liar’s Club“. Christian und Justin Webb haben ihn in Chicago, in ihrer Zeit als Barkeeper, von innen betrachtet und nicht nur Gefallen gefunden am eitlen Treiben. Dem schönen Schein halten sie jetzt mit dem gewissen Abstand in ihrem alternativen „Studio 54“ einen Spiegel vor, der auch die Narben, Kratzer, Wunden junger Seelen zeigt. „Maroon“ sollte erst „Summer People“ heißen, auf dem eingestampften Cover-Entwurf lockt neben einem Regenbogen eine zu vielem entschlossene (Comic-)Schönheit mit Wella-Mähne, Sonnenbrille, kesser Lippe und Hand auf nackter Brust. Hätte auch gepasst, ja dem Bestreben der Webbs vielleicht noch mehr entsprochen, Form und Inhalt hübsch kollidieren zu lassen.

Webb Brothers? Ja, das sind immer noch die Söhne des großen Jimmy, des „US-Kultkomponisten“ (so die Plattenfirma), erst gescheitert in der Heimat, dann gefeiert auf der Insel, wo sie spleenige Amis mit großem Pop-Appeal manchmal mögen. Hatte „Beyond The Biosphere“ nicht zuletzt einen leicht eskapistischen Touch, so geht das melodiebeseelte Duo auf „Maroon“ gerne dahin, wo’s wehtut. Unter die „Fluorescent Lights“ etwa: Hymnisch feiern sie da die Freuden verzweifelter Paarungsversuche, als Country-Song würde das „The Whiskey Makes You Sweeter“ heißen: „I asked her to dance, but I can’t even stand.“ Wo das endet, was so anfängt, dürfte klar sein.

Manchmal hilft, wie auch im knappen „All The Cocaine In The World“, selbst Humor nicht weiter. Dann darf es schon mal richtig sarkastisch werden. „I hope you’re happy, so happy that it kills you“, variieren sie Elvis Costello in „In A Fashion“. Dazu: das Pfeifen im Walde (der Selbsterkenntnis) zu vergleichsweise schwerem Gitarren-Begleitschutz. So geht das zwölf Songs lang, eine flotte Instrumental-„Intermission“ inklusive. Den Sprung vom charmanten Lo-Fi zum wohlbudgetierten Hi-Fi einer Stephen-Street-Produktion haben die Webbs wohl geschafft. „Die gleiche Bescheidenheit“, wie die Company meint, hat der detailreiche Sound gewiss nicht. Aber er protzt auch nicht mit leerem Bombast. Und was bleibt am Schluss? „Sleep If You Can“. Streicher wallen, ein letztes Aufbäumen. Gute Nacht. Der Club ist geschlossen. Bis zum nächsten Saturday Night Fever. Wenn du dann noch kannst.

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