The Who :: Live At Leeds
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Von den Dutzenden Who-Bootlegs, die im Lauf der Jahre zirkulierten, hatten einige wirklich witzige Titel wie „Old Originals Played By Whom?“, „Who Is This?“, „Who-La-Hoop“, „Who-Liday In The USA“ und „Who The Fuck?!“ Als ausgesprochen ernsthafter junger Mensch konnte Pete Townshend darüber nur nie so recht lachen. Darum beeilte er sich nach einem Konzert, das die Band am 14. Februar 1970 an der Universität von Leeds gegeben hatte, ausnahmsweise mal doch und veröffentlichte zweieinhalb Monate später einen Live-Mitschnitt des bald legendären Auftritts. Allerdings ganze sechs Songs – Oldies aus dem frühen Repertoire der Who, darunter eine sensationelle Interpretation von „Shakin‘ All Over“von knapp 38 Minuten Spieldauer. Dafür aber schnieke verpackt, mit vielen Memorabilia aus der Karriere der Band und als Edel-Bootleg mit dem so sehr berühmten Vermerk „Crackling Noises O. K. Do Not Correct“. Das war – die Who damals in Über-Form wie auch beim nächsten Studio-Album „Who’s Next“ – eine der überragenden Live-Platten.
Was zwangsläufig die Bootlegger auf den Plan rufen musste. Die veröffentlichten den Leeds-Mitschnitt in kompletter Länge – und Townshends ehrgeiziges „Lifehouse“-Projekt, von dem „Who’s Next“ nur Auszüge präsentierte, auch weit kompletter und in so exzellenter Qualität, dass da zweifellos irgendwer ganz schön perfekt die Original-Tapes kopiert haben musste.
Drei Jahrzehnte später rang sich der Meister nun doch noch – unter sanftem Druck der Plattenfirma MCA, wie er eingesteht – dazu durch, den Leeds-Auftritt in voller Länge legal verfügbar zu machen. Die konzertante Aufführung auf der zweiten CD, die übrigen 13 Aufnahmen als komplett neuen Remix und nicht in dem schon 1995 mal veröffentlichten: längeres Intro jetzt, in der Balance anders entzerrt und diesmal mit richtig vollem Pegel überspielt. Nur die „crackling noises“ ließ er Tonmann Jon Astley auch bei der Deluxe Edition nicht wieder zumischen.
Wer die schmerzlich vermissen sollte, darf zur kürzlich wieder aufgelegten Vinyl-LP greifen. Da knistert’s allerdings dezent und nicht so auffällig wie damals bei manchen von Dylans „Little White Wonder“-Pressungen oder dem Stones-Klassiker „Liver Than You’ll Ever Be“ – wieder in der Analogrille.