The Yardbirds – The Yardbirds Story: Üppige Box mit üppigen Mängeln bei Compilation & Information :: CHARLY/EDEL CONTRAIRE

Am 25. Mai 1965 starb Blues-Gigant Sonny Boy Williamson II alias Alec Ford „Rice“ Miller friedlich im Schlaf. Das hinderte die Jungs bei Charly Records allerdings nicht, seine Live-Mitschnitte mit den Yardbirds auf Dezember 1965 zu datieren, als sie die 1993 im Box-Set „Train Kept A-Rollin‘- The Complete Giorgio Gomelsky Productions“ wieder veröffentlichten. Die jetzt vorgelegte Neuauflage dieser längere Zeit gestrichenen Box korrigiert diesen Anachronismus. Dafür enthält sie – bei teilweise neuem Sequencing, weithin identischen Linernotes, leider entschieden schäbigerer Druckqualität – jetzt andere faktische Irrtümer.

Bei den angeblich während eines Birmingham Rhythm & Blues Festival Ende Februar 1964 mitgeschnittenen Aufnahmen handelt es sich keineswegs um solche! „Slow Walk“, Track 6 auf der zweiten CD des Sets, ist natürlich „Honey In Your Hips“. Und „Highway 69“ mitnichten „Highway 69“, sondern identisch mit „Bye Bye Bird“, erster Song auf dem Mitschnitt aus dem Crawdaddy Club vom 8. Dezember 1963, während wiederum „My Little Cabin“ exakt dieselbe „Mr. DownchikT-Aufnahme ist, die man schon auf der ersten CD des Box-Sets findet. Soviel zur Sorgfalt, mit der man diese Neuauflage betreute.

Streng chronologisch dokumentiert, finden Yardbirds-Fans hier die von Giorgio Gomelsky produzierten Aufnahmen nahezu komplett. (Wobei man sich wieder mal ernsthaft fragen darf, was Gomelsky da ernsthaft „produziert“ haben soll. Da waren ja die Produktionen des Dilettanten Andrew Loog Oldham bei seinen Schützlingen um einiges besser.) Dazu jede Menge Alternativ- und Outtakes und zum Schluss auch noch ein paar seinerzeit in Deutschland illegal mitgeschnittene Konzertaufnahmen.

Was den Sammlerwert dieses Teil für den normalsterblichen Bewunderer dieser in manchen Zirkeln kultisch verehrten Pionierband dann doch um einiges schmälern dürfte, ist die Tatsache, dass viele der Aufnahmen von LPs in eher betrüblicher Pressqualität überspielt wurden. Da sind die fünf 1998/99 von Repertoire Records vorgelegten Yardbirds-CD – mit ungleich bis unendlich besserer Remastering-Qualität – im Zweifelsfall denn doch erste Wahl, zumal die auch noch mit fast vier Dutzend Bonus-Tracks die „Gomelsky-Jahre“ der Yardbirds ebenfalls annähernd komplett bieten. Da sind schon einige Redundanzen, naturgemäß.

Um der Chronistenpflicht zu genügen, sei fairerweise erwähnt, daß meines Wissens in dieser Box zum ersten Mal überhaupt der Stereo-Remix des „New York City Blues“ auftaucht. Nur: Wer den wann und wo abmischte, wird in den Linernotes mit keinem Wort kommentiert. Die Chance, auch andere wichtige Aufnahmen der Jahre 1965 bis 1967 bei der Gelegenheit zwecks erhöhtem Sammlerwert in dieser Neu-Edition ebenfalls als komplette Remixes vorzulegen, nahm man leider nicht wahr. Traurig.

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