TheWailers – Catch A Fire :: Catch A Fire ISLAND/UMIS

Es war so ziemlich die cleverste Idee, die Island-Boss Chris Blackwell jemals hatte, als er die Wailers unter fertrag nahm und statt ein paar neuer Singles ein komplettes Album in Auftrag gab. Dafür hatten Bob Marley und Peter Tosh zwar nicht genügend neue Songs parat, aber doch ein paar ganz hervorragende ältere wie das zuvor an Johnny Nash weitergereichte „Stir It Up“, die sie noch mal aufnahmen. Anstatt die elf fertig produzierten Songs in der ursprünglichen Form zu veröffentlichen, konnte Blackwell Marley davon überzeugen, dass für das 8-Spur-Multitrack-Tape in seinem Londoner Studio Wayne Perkins, Robbie Shakespeare, Rabbit Bundrick und Tyrone Dowme Overdubs einspielen müssten, die den authentischen, für an Rockmusik gewöhnte Ohren wohl etwas „spartanisch“ anmutenden Reggae-Sound um einiges gefälliger und vertrauter klingen ließen.

Der Toningenieur Tony Platt mischte das anschließend zu jener LP ab, die Reggae als Genre weltweit popularisieren sollte. Die in dem originellen JBenzinfeuerzeug“-Cover zu veröffentlichen, war nebenbei ein fast so brillanter Einfall. Die einzige Idee, die man bei der Remaster-Version leider nicht wieder genau so umsetzen mochte. Reichlich entschädigt wird man bei der Deluxe-Edition allerdings durch die Bonus-CD. Die enthält nämlich in süperbem Remix die elf Originalaufhahmen, also auch jene zwei Liebeslieder von Marley, die Blackwell seinerzeit – vermutlich weil sie nicht so ganz konform gingen mit dem Rebellen-Image der Wailere – nicht veröffentlicht wissen mochte und die erstmals viel später auf dem „Song Of Freedom“-Box Set und als B-Seite einer Single auftauchten.

Kaum zu glauben, aber Tatsache: Die Remixes der zufällig wiederentdeckten Originalaufhahmen klingen mit ihren abgrundtiefen Bässen, den weit präsenteren Vocals und dem insgesamt um so einiges transparenteren Sound teils sogar um zwei Klassen besser als die „Londoner“ Fassung von „Catch AFirt“.

Ganz abgesehen davon ist „No More Trouble“ in der jetzt erstmals zu hörenden Langfassung endlich die grandiose Reggae/Gospel-Hymne, ab die Marley diesen Song konzipiert hatte. Bei Peter Toshs „Stop That Train“ ist

die stilistische Nähe zum Memphis Soul noch weit auffalliger. Und die ohne Keyboards und überflüssige Halleffekte (aus)kommende Originalversion von „400 Years“ ist schlicht die bessere. Nur an Wayne Perkins‘ psychedelisch flirrende Gitarre bei „Stir It Up“ habe ich (und vermutlich nicht nur ich) mich mit den Jahren so gewöhnt, dass ich sie bei der zwei Minuten kürzeren Urfassung schlicht vermisse.

Im Übrigen hat Ted Jensen beim Remastering der „Londoner“ Version mit ihrem ganz anderen Sequencing die Bässe von Aston „Family Man“ Barrett und Robbie Shakespeare jetzt so ungefiltert transferiert, wie man das bei keiner Vinylüberspielung je hätte tun dürfen.

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