Tim Kasher :: The Game Of Monogamy

Amüsantes Erwachsenes-Theater, nur manchmal etwas zu clever

Tim Kasher ist einfach nicht ausgelastet. Gewisse Themen müssen halt mal am Stück von der Seele und passen nicht so recht in seine Band (Cursive) und auch nicht mehr in seine andere (The Good Life). Dies Ding mit der Monogamie zum Beispiel. Häuslichkeit und Sesshaftwerden inklusive. Beschäftigt einen mit Mitte 30. Und erspart „A Grown Man“ zumindest diese „awkward goodbyes“ am Morgen danach, denen Kasher in der (einzigen) bittersüßen Akustik-Nummer „Strays“ mit fast brechender Stimme ein Ende macht.

„The Game Of Monogamy“ bringt knapp 38 Minuten rasanter Opulenz, hakenschlagender Turbulenz, sympathischer Schaumschlägerei – hier halfen wohl wirklich nur ein ganzer Tag mit Bowie-Platten und ein Solo-Trip in die winterliche Weite von Montana. Wo sogar ein Glacier National Symphony Orchestra residiert, das sich in einer kleinen Ouvertüre gleich mal blähen und – neben munteren Bläsern – auch weiterhin immer wieder gern ins Geschehen eingreifen darf.

Mit theatralischem Pop-Witz und fast hysterischer Inbrunst besingt Kasher das große Gefühlsdefizit („Cold Love“), das kleine Beziehungseinerlei („No Fireworks“), den drohenden Sündenfall. „Don’t tell my mama, don’t tell my papa, I’ve been dreaming bad, bad dreams.“ Da hilft nur noch die Polizei oder ein Priester. In „There Must Be Something I’ve Lost“ wünscht sich Kasher in einer Nick-Hornby-Variation für fortgeschritten Verzweifelte Sex mit allen Verflossenen, ruft dann aber aus: „Ah, fuck it! (…) The world don’t revolve around your prick, just ask your old girl friends …“ Schließlich steht er als flehender „Prodigal Husband“ wieder in der Tür, doch sogar das gelbe (!) Negligée, das er ihr einst schenkte, hilft nicht mehr weiter, während Flöten säuseln.

Ein Band(s)-Songschreiber, der solo nicht zum handelsüblich introvertierten Akustik-Trip auf- bzw. einbricht, ist erfrischend und zuweilen höchst amüsant. Auch wenn „The Game Of Monogamy“ zwischendurch schon mal etwas auf die Nerven geht mit all seiner funkensprühenden, hyperventilierenden Cleverness. (saddle creek/Indigo)

Jörg Feyer

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