Timeless: Hank Williams

Fast nur kongeniale Interpretationen von Dylan, Cash, Beck und Crem‘ Timeless – wer die Zeit erst mal los ist, wird noch eine lange Weile in den Plattenschränken so genannter Aficionados dahinsiechen dürfen. Langeweile könnte nun auch aufkommen, wenn man liest, wer da alles dem zweifelsohne großen Hank Williams huldigt: Sheryl Crow, Beck, Bob Dylan, Emmylou Harris, Ryan Adams, Johnny Cash, Lucinda Williams. Die üblichen Verdächtigen halt. Man kann sich nicht vorstellen, dass sie schlecht mit

dem Material des Übervaters umgehen, doch wenn man die Originalversionen eh zu Hause hat, werden einen die Neueinspielungen kaum vom Schemel boxen.

Doch wie beim Jimmy-Rodgers-Tribute vor einigen Jahren freut man sich trotzdem. Einige schaffen es ja doch immer noch, den alten Songs neue Aspekte abzugewinnen – oder sogar sich selbst. Wir denken an die großartige „Muleskinner Blues“-Version von Van Morrison.

So startet „Timeless“ beispielsweise mit einem sehr schönen „I Can’t Get You OffOf My Mind“ von Bob Dylan – ähnlich spielfreudig wie auf „Lore And Theft“, ohne Charlie Sexton geht es hier jedoch etwas behutsamer zu, was der Sache gut tut. Dylan singt so schön wie schon lange nicht mehr.

Das gilt für viele Künstler auf „Timeless“: SherylCrow gewinnt ihrer Stimme neue Facetten ab. Selbst Mark Knopfler singt -was soll er auch anderes tun, mit der göttlichen Emmylou Harris im Rücken? Beck macht sich zusammen mit Schönklangmeister Jon Brion an eine zart modernisierte Fassung von „Your Cheatin‘ Heart“, und Ryan Adams singt den „Lovesick Blues“ so schön, dass man fast das Original vergisst.

Zwei Songs gehen allerdings auch völlig baden. Sehr schade, dass es sich dabei um die womöglich größten Hank-Williams-Songs überhaupt handelt. So torkelt Keith Richards durch „Ybu Win Again“, dass man insgeheim hofft, dass irgendwann einmal ein Stones-Tribute erscheint, auf dem Harald Juhnke „Dead Flowers“ lallt. Zweiter Tiefpunkt ist „Fm So Lonesome I Could Cry“ – gesungen von Keb‘ Mo‘, dem Andre Rieu des Blues. Wie der flämische Fönwellenfigaro aus allem einen Walzer macht, macht Mo‘ aus allem einen lahmen Blues.

Man könnte direkt ärgerlich werden, wenn am Ende nicht Johnny Cash käme, der uns mit „I Dreamed About Mama Last Night“ in die Ewigkeit entlässt. „I’ve just been to heaven/ With someone so true.“ Zeitlos.

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