Tinariwen :: Tassili
Staubtrockener Wüstenblues mit prominenter Unterstützung
Ohne Zweifel seit Jahren der größte musikalische Exportschlager der südlichen Sahara: der knochentrockene Desert-Blues von Tinariwen, der schon weitaus bekanntere Kollegen wie Carlos Santana, Robert Plant oder auch die Rolling Stones in seinen Bann zog. Für ihr neues Werk hat sich die 1982 in einem libyschen Militärcamp gegründete Tuareg-Truppe prominente Gäste eingeladen: Wilco-Gitarrist Nels Cline, die Dirty Dozen Brass Band sowie Kyp Malone und Tunde Adebimpe von TV On The Radio. Deren kreative Beiträge fügen sich nahtlos ein in das reduzierte Klangkonzept von „Tassili“, das vorwiegend von akustischen Gitarren bestimmt wird.
Vorbei sind die Zeiten des elektrifizierten Wüstenrock, nun heißt es: zurück zu den Wurzeln, zur eher zart besaiteten Spielart der Rebel Music, die selten so entspannt klang. Von der Atmosphäre her eher gedämpft und zurückhaltend, hin- und hergerissen zwischen Heim- und Fernweh, entwickeln die Songs rasch eine eigentümliche Sogwirkung, ja, man muss dieses abgeschmackte Wort ausnahmsweise benutzen, einen regelrechten Flow. Die Handclaps, der meist mehrstimmige Hintergrundgesang, die ineinandergreifenden Gitarren – es ist, als säße man direkt daneben und höre beim spontanen Jammen zu.
„Tassili“ ist eine Platte, der man über die Sprachbarriere hinweg ruckzuck sein Vertrauen schenkt, um sich etwa im beseelten und betörenden „Walla Illa“ zu verlieren. Sie wirkt wie die Einladung in einen fremden Kulturkreis, in dem man sich sofort wie zu Hause fühlt. Zugegeben, das mag das positive Klischee jeder halbwegs gescheiten Weltmusik sein. Aber es ist nun mal, wie’s ist: Gute Musik macht überall sympathisch. (V2/Cooperative) Alexander Müller
Beste Songs: „Tenere Taqhim Tossam“, „Walla Illa“