Tom Liwa & die blauen Flecken – Komm Jupiter :: Traurig, komisch, weise, ein wenig gemein: der beste Liwa seit langem

In den letzten Jahren handelten Tom Liwas Lieder von Meditationen und Kraftorten, von Licht und Liebe, von Familie und Gott, von seltsamen Mädchen und Rock’n’Roll. Und irgendwie hatte man das Gefühl, er sei irgendwo angekommen, wo wir niemals hinkommen werden. Nun scheint er diesen Ort verlassen zu haben. „So schwer war es lange nicht mehr/ Ich kann mich kaum erinnern/ Es ist mindestens zwölf Jahre her“, singt er auf dem neuen Album, das er dem alten Tunichtgut, Blitz- und Donnervogel Jupiter gewidmet hat.

Vor zwölf Jahren, da schrieb er an den Songs für das monomanische Flowerpornoes-Werk „Ich & Ich“, auf dem er die Rolle des zen-weisen (Selbst-)Beobachters abgelegt hatte und das Song-Ich auch schon mal in die Rolle des selbstgerechten Arschlochs schlüpfte. Der weise Mann auf dem Hügel ist am Ende auch nur ein Narr wie wir alle, schien er damals zu sagen. Und „Komm Jupiter“ scheint mit anderen Mitteln das Gleiche zu sagen.

Die neuen Songs schrieb Liwa innerhalb eines Monats, und so wie die Tage ins Land gingen, sich das Wetter, die Gezeiten und Umgebungen wandelten (und ihn veränderten), wechseln auch die Stimmungen und Themen auf diesem von den Blauen Flecken wundervoll leichtfüßig begleiteten Album. Wolken ziehen vorüber, es regnet und stürmt, die Sonne kommt raus und malt lustige Schattenspiele an die Wand. Das putzige „Klicker der Fuchs“ zitiert Dylans „Please, Mrs Henry“ und „Aber bitte mit Sahne“ von Udo Jürgens, das sehnsuchtsvolle „Bleib bis zum Morgen“ driftet immer wieder in jazzige Improvisationen, das wehmütige „Eh egal“ ist wundervollster Liwa-Folk mit einigen seiner schönsten Bilder überhaupt: „Während sich das Weiß der Hochzeitskleider mit dem verwaschenen Grau der Straße mischt/ Sitz ich und ritz mit meinem Messer eine Blume in den Tisch.“

„Komm Jupiter“ ist traurig, albern, spontan, poetisch, rührend, komisch, weise und auch ein bisschen gemein. Liwa singt von großer Liebe und (Un-) Schuld, von Ex-Models, Britney Spears und den Tieren um uns. Und der Blues ist natürlich weiblich. Der Narr auf dem Hügel sieht die Sonne untergehen, und die Augen in seinem Kopf schauen zu, wie die Welt sich um ihn dreht. So gut war er lang schon nicht mehr.

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