Tom Wolfe – Der Electric Kool-Aid Acid Test :: Der Starkstrom

Tom Wolfe ist hier angetreten, um das „On The Road“ des Hippie-Jahrzehnts zu schreiben. Auch Neal Cassady alias Dean Moriarty, der hyperaktive Held aus Kerouacs Beat-Bibel, findet sich ein und sofort seine Rolle als nimmermüder, rastloser Lenker von „Furthur“, dem umgebauten Schulbus, mit dem Ken Kesey und seine Merry Pranksters durch die Staaten karriolen, um den „Squares“ zu zeigen, was ein Haufen durchgeknallter Säureköpfe ist. Und alles ist wie immer, die Menschen in den Provinzen reagieren mit Verstörung, Unverständnis, latenter Gewalttätigkeit. Es sei ihm aber nicht nur um die verrückten Geschehnisse dieser zermübenden US-Tour gegangen, glaubt Wolfe im Nachwort erklären zu müssen, sondern vor allem um die „geistige Atmosphäre bzw. subjektive Realität“ des Ganzen. In der Tat, Wolfe legt zwar zunächst durchaus Wert auf eine gewisse Distanz, gibt sich schon auf den ersten Seiten als Ostküsten-Dandy zu erkennen, den man „in der Welt der Heads“ wegen seines „blauen Seidenblazers, einer überbreiten Krawatte voller Clowns und eines Paars… schwarzer… glänzender … Halbschuhe“ eher milde belächelt, aber er wird immer mehr mit hineingezogen in diesen Irrwitz. Und auch seine Sprache, die zunächst noch um eine gewisse objektive Beschreibungsakkuratesse bemüht ist, geht bald mit auf den Starkstrombrause-Trip, wird ein Teil dieses Dauerdeliriums. Was dieses Buch leistet, ist nicht weniger als eine wohlwollende, aber ungeklitterte Innenansicht der Hippiekultur mit all ihren Ritualen, Ideologemen und Phrasen, ihren halben Wahrheiten, Lebenslügen und heute kaum noch fassbaren Freiheiten.

(9,95 Euro)

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