Die Grateful Dead heben bei Konzerten und „Acid Tests“ in San Francisco ab

Die Fahnen der Freaks wehten Mitte der 6oer Jahre schon über ganz Amerika, aber nirgends so bunt wie in San Francisco, dem Geburtsort der Psychedelic-Rock-Szene. „Damals konnte jeder tun, was er wollte“, sagt Grace Slick, Sängerin von Jefferson Airplane. „Man denkt immer, es wären alle in Batik-Shirt und Schlaghosen rumgelaufen. Aber ich trug Opernkostüme, und zwar nicht nur auf der Bühne, sondern jeden Tag. Manchmal auch eine Uniformjacke der LAPD, mit Handschellen als Armreifen. Ich wurde oft verhaftet. Oder ich zog ein Pfadfinderinnen-Outfit an. Ich war nie Pfadfinderin.“

Währenddessen hatte eine Bar-Band namens The Warlocks LSD entdeckt und ihre Begeisterung für John Coltranes Jazz-Improvisationen mit Blues und Rootsmusik verschmolzen — der ideale Freistil-Soundtrack zum lokalen Trip. Die Band musste ihren Namen ändern: Warlocks gab es schon in Texas (aus denen wurde später ZZ Top) und New York (bald bekannt als Velvet Underground). Jerry Garcias Vorschlag Mythical Ethical Icicle Trycicle verkniff man sich klugerweise, stattdessen hießen sie nun The Grateful Dead. „Wir waren eine Kneipenband“, bemerkte Gitarrist Bob Weir einmal, „mit außerordentlichen Eigenschaften.“

Berühmt und berüchtigt wurden sie zuerst durch ihre Auftritte bei den sogenannten Acid Tests, den Drogen-Happenings, die der Autor Ken Kesey und seine Merry Pranksters organisierten. Garcia beschrieb die Szene 1969 dem ROLLING STONE: „Kesey schrieb auf, was er sah, und diese Messages wurden an die Wand projeziert. Jemand kommentierte es über ein Mikro irgendwo, und das hörte man über einen Lautsprecher, der wieder ganz woanders stand… Es gab keine regulären Sets – manchmal standen wir auf und spielten zwei Stunden lang, manchmal spielten wir nur zehn Minuten, und dann waren wir von der Rolle und gingen auseinander…“

All das kulminierte beim „Trips“-Festival, einem dreitägigen Event im Januar 1966 in der Longshoreman’s Hall. Zwischen 3000 und 5000 Leute kamen, um die Dead, Big Brother And The Holding Company und andere zu erleben. Von einem „elektrischen Zirkus“ war die Rede. „Nach dem Festival“, sagt Weir, „wurde die Szene von San Francisco deutlich mehr beachtet.“ Auch Konzertpromoter Bill Graham war vor Ort, registrierte die wirkungsvolle Verbindung von psychedelischer Lightshow und Rockmusik – und setzte sie bald auch selbst bei Veranstaltungen ein.

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