Tonic Sugar :: Vorlasen für die Luftgitarre von amerikanischen Couese-Rockern

Jeff Russo und Emerson Hart hauen die Riffs raus, die Jimmy Page schon seit „Outrider“ nicht mehr so recht einfallen wollen, diese runden, abrollenden, manchmal nervösen, scheinbar so locker aus dem Handgelenk gespielten Led Zep-Fingersätze. Archaisch-schlicht, aber ruppig und wirkungsvoll ist das. Auch ihr Sound hat den rüden Charme des 70er-Hardrock britischer Provenienz, so kantig und kaputt, aber nicht minder warm und seelenvoll. Darüber legt sich Harts melancholieschwangeres Leidensorgan, das nur dann bisweilen leicht übersüßt erscheint, wenn die notorischen Gibsons sanften akustischen Gitarren weichen müssen – und die außer ein paar Nettigkeiten nicht viel zu bieten haben (in der Picking-Elegie „Waiting For The Light Tb Change“ ist das der Fall oder auch in dem aalglatten Westcoast-Popper „Sunflower“). Meistens jedoch equilibriert er ganz geschickt auf dem schmalen Grat zwischen Eingängigkeit und Trivialität und konzentriert sich auf seine Aufgabe – die Songs voranzutreiben.

Denn die sind in der Tat die Hauptsache. Nachgerade klassische Rock-Preziosen mit leichtem Country-, Grunge-, auch Britpop-Einschlag dann und wann werden hier gedengelt Und die lassen sich einerseits zur Autobahnkompatibiliät herab, halten einer eingehenden akustischen Revision andererseits aber genauso stand.

Ach, wenn sie sich jetzt bloß noch ein Herz gefasst und ein paar Helden-Soli reinsten Feuerwassers in die Welt entlassen hätten, des Frohlockens wäre kein Ende gewesen in der Rockgitarrenbruderschaft. Aber auch so wird

man sich dort über Tonic freuen dürfen – und der spritzige Riff von „You Wanted More“, der wirklich einmal rechtmäßigen Single-Auskopplung, die jüngeren Lesern vielleicht schon aus der High-School-Schmunzelschmonzette „American Pie“ bekannt ist, wohl noch eine Weile meine Luftgitarrenvorlage bleiben.

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