John Lennon :: Wonsaponatime

Noch eine Lennon-Kopplung, ein Extrakt aus der großen ^inthology“ (siehe nächste Seite) – nach „Imagine“, ,Jealous Guy“ und „Vforking Qass Hero“ zum tausendsten Male, nach der BeaÜes-ttAnthology“ und einem Dutzend Videocassetten: Stell dir vor, es gibt noch mehr Aufnahmen von Lennon, aber sie fugen dem Bekannten kaum etwas hinzu. Lennon als Clown, Lennon als garstiger Spötter, Lennon als Sentimentalist – die ^4nthology“ hat nichts zu enthüllen, weil John und bko die Grenzen der Intimität ohnehin zur Peinlichkeit überschritten hatten. Der backende Hausvater war ebenso RoUenklischee wie der saufende Ausbrecher und der entspannte Spaziergänger am Ende seines Lebens: „V&foman, I can’t hardly explain.“ Noch das nachgelassene Fragment „Milk AndHoney“ mit dem phantastischen Song „Nobody Told Me“ benutzte Ybko zur Dokumentation des gemeinsamen Glücks; bloß die mit Blut bespitzte Brille ersparte sie uns dieses eine Mal. John Lennon hat nach den Beatles nur noch eine Platte für die Ewigkeit aufgenommen, und die schon 1970. Es ist dies J’lastic Ono Band“, die mit „Mother“, „God“, JRemember“ und „Isolation“ Lennons wichtigste Songs enthält. Allerdings hatte er damit das Land der letzten Dinge und Fragen fast vollständig ausgemessen. Mit „Give Peace A Chance“ erfand Lennon die Friedensbewegung und initiierte leider auch manchen Schmuse-Schwachsinn; mit „Happy Xmas (War Is Over)“ und der dazugehörigen Aktion löste er ähnlichen Taumel aus wie der Herr Christo mit seinen Verpackungen. Dann verabschiedete er sich nach Los Angeles und irrte mit Harry Nilsson, May Pang und allerlei Schnapsnasen durch das heute von Yoko so genannte „Lost Weekend“. Weil er nebenbei leider auch „Walls And Bridges“ und „Rock’n’Roä“ aufnahm, gibt es heute die CD 3 der „Anthology“.

Und deshalb ist die reduzierte Sammlung „Wmsaponatime“ die lohnendere Anschaffung für alle, die nicht Lennonologen sind und an Seans frühesten Einlassungen ebenso wenig interessiert wie an Johns ulkiger, jedoch nicht sehr treffender Dylan-Parodie, von privatimen Tonbandschnipseln zu schweigen. Lohnend allein für frühe Versionen von „God“ und „Working Class Hero“ und den firsttake von Jmagine“, der noch nicht die ganze Welt umarmte. John sei ins Studio gegangen, habe gespielt und oft die ersten Aufnahmen verwendet, erzählt Yoko, die es ja wissen muß. John sagte dazu be A Manchmal eine ärgerliche Vorliebe.

Manchmal aber auch ein Glücksfall. Am Ende gelangen ihm großartige Stücke vom Kaliber von „Nobody Told Me“, „Watching The Wheels“, „Tm Stepping Out“, „I Don’t Wanna Face It“ und „Borrowed Time“ – sowie „I’m Losing You“, in New-Wave-Manier aufgenommen mit Musikern von Cheap Trick und einer seiner besten Songs überhaupt. Über JDouble Fantasy“ gingen die Meinungen ja weit auseinander – alles wurde über diese Platte geschrieben, und alles war irgendwie richtig. Zieht man bko von „Fantasy“ (und „Milk And Honey“) ab, hat man den Lennon von „Wonsaponatime“, den Lennon, der die Achtziger würdiger überstanden hätte ab Paul McCartney und der heute vielleicht Privatier wäre (vielleicht auch Gast auf der Bühne der Rolling Stones), den Lennon, der „Happiness Is A Warm Gun“ schrieb und „I Am The Walrus“, der vor allem Jesus und die Queen so veralbert hat, wie man es sich noch heute wünscht und der die Welt ganz anders verändert hat, als er es sich vorstellte den John Lennon, um den die Welt geweint hat „You may say Fm a dreamer“ und „The dream is over“ sagte dieser Mann in einem Atemzug. „Serve Yourself“ hielt er dem wiedergeborenen Dylan entgegen. Möglicherweise das einzige Mal, daß jemand einen Punkt gegen Dylan machte. Auch dafür Respekt. 4,0

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