Tracy Bonham – Down Here :: Eher sympathisch als wild entschlossen: Tracys Emanzipation light
Vor vier Jahren beschwerte sie sich noch über „The Burdens Of Being Upright“, nun braucht Tracy Bonham sich nicht mehr allein gerade zu machen – nach Gold-Ehren und Grammy-Nominierungen hat sie genügend Freunde und Kollegen, die sich für sie ins Zeug legen. „Freed“ heißt gleich der erste Song, mit dem sie sich dem Image des kleinen bösen Mädchens entledigen will, das „Mother, Mother“ schrie und seine Kindheit noch nicht verkraftet hatte.
Bonham nennt ihr zweites Album „Down Here“ und fasst sich auf dem Cover an den Schritt. Aber halt, keine falschen Schlüsse jetzt „Down Here“ bedeutet für sie Unterdrückung, und mit der soll nun Schluss sein. Keine Konzessionen mehr an Mainstream-Amerika? Naja.
Die meisten Tracks sind doch recht gewöhnlicher Rock, und seit der putzigen Aufmüpfigkeit von Shania „That Don’t Impress Me Much“ Twain schocken Aussagen wie „Behind every good woman lies a trail of men“ gar keinen mehr. Wenn Emanzipation so sympathisch klingt, gibt es keinen Grund zur Angst. Solche Frauen tun keiner Fliege was zuleide, einem Mann auch nicht. Bonham arbeitete diesmal unter anderen mit dem Produzenten Mark Endert zusammen, der Fiona Apple bei ihrem Debüt „77dal“ zur Seite stand. Aber welch ein Unterschied: Wenn Apple mit ihrer Vergangenheit abrechnet, muss man schon den Kopf einziehen. Dann hämmert das Klavier erbarmungslos, und die Stimme schneidet in jedes Herz. Wenn Bonham sich über widerfahrene Ungerechtigkeiten beschwert, hört sich das fast charmant an. Manchmal, im günstigeren Fall, auch sexy.
Bei Tracks wie „You Don’t Know Me“ baut sie noch ganz geschickt ihre anderen Fähigkeiten ein. Neben der Gitarre rockt immer häufiger die Geige, schließlich genoss die Amerikanerin eine klassische Ausbildung. Humor hat sie übrigens auch. „You Can’t Always Not Get What You Don’t Want“ bricht aus den üblichen Schemata aus und deutet an, wozu diese Frau fähig wäre, wenn sie keine Angst hätte aufzudrehen. Vielleicht muss sie mal jemand richtig ärgern.