Trust :: Matthew Daniel Siskins Debüt ist die schwärzeste Platte des Jahres
Ach, die Liebe und die Verzweiflung und die Kälte zwischen den Menschen und die Liebe, die sich in Kälte verwandelt, obwohl die beiden, die sich gerade noch liebten, so gern beieinander geblieben wären und sich auf dem Weg durch das schwere Leben begleitet hätten Aber es geht eben nicht, weil so viel zwischen ihnen steht, das sich nicht mehr überwinden lässt.
Matthew Daniel Siskin heißt dieser New Yorker Songwriter, der unter dem Namen Gambles jetzt sein Debüt herausgebracht hat. Auf dem Cover von „Trust“ posiert er wie der junge Dylan, in der Intonation seines Gesangs kann man eventuell eine rauere Variante von Leonard Cohen ausmachen. Nichts begleitet seine Lieder außer einer schlichten, oft schnarrend verzagten, manchmal zornig geschlagenen Gitarre; gelegentlich pfeift Siskin sich im dunklen Walde ein Lied. Es geht um das zarte Erblühen einer Liebe und deren Untergang. Es geht um den Verlust eines ungeborenen Kindes und die entsetzliche Entfremdung zwischen den Eltern, die nun keine Eltern mehr sind.
Ich habe in diesem Jahr keine schwärzere Platte gehört. Dabei geht diesem Schwarz alles Romantische ab: Keine Gothic-Mythologie wird bemüht, keine klangliche Düsternis, bloß die Verzweiflung einer verschwindenden Liebe, eines klamm und kalt werdenden Herzens – ganz große, existenzielle Musik; wer zu ihr nicht dann und wann eine Träne verdrückt, hat keine Ohren. Oder kein Herz.(GMBLS/Cargo) JENS BALZER