Tune-Yards :: Whokill

Die Einfrauband bedient sich bei Weltmusik, HipHop und Jazz.

Fürs erste Tune-Yards-Album sang die kanadische Songwriterin Merrill Garbus ihre Songs zu Ukulele und trashigen Beats in ein Diktiergerät und überspielte die Aufnahmen zur anschließenden Verbreitung auf Kassetten. Das war nicht – wie man meinen könnte – in grauer LoFi-Vorzeit, sondern 2009. „Bird-Brains“ wurde schließlich in gängigeren Formaten wie CD und LP zum Überraschungserfolg, und Garbus hatte genügend Geld für eine größere Produktion.

Die Befürchtung, der Charme des Debüts könnte nun hinter einer polierten Oberfläche verschwinden, wird schon mit den ersten Tönen von „Whokill“ weggefegt. Auch wenn Garbus auf keinem der Tracks alleine performt, klingt Tune-Yards immer noch wie eine vor Ideen fast platzende Einfrauband – und ein bisschen wie Arrested Development.

Garbus bedient sich aus Weltmusik, HipHop und Jazz, changiert spielerisch zwischen exaltiertem, manchmal an Meredith Monk oder Nina Simone erinnerndem Gesang und tighten Rhymes, was diesen sich um Körper- und Identitätspolitiken drehenden Diskursstücken eine angemessene Vielstimmigkeit verleiht. Dazu spielt sie Ukulele und Casio, liefert die Beats, streut found sounds ein. Die Gäste schmücken aus (Pharoah-Sanders-artiges Saxofon, Fender Rhodes, Gesang, Lautmalerei, Krach) und verfremden (Delays, Echoplex). Wichtigster Kollaborateur ist Bassist Nate Brenner, der mit seinem variablen, melodiösen Spiel die scheinbar unmögliche Aufgabe meistert, all das zusammenzuhalten. (4AD/Beggars/Indigo)

Maik Brüggemeyer

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