Unkle

Never Never Land

Universal

Für Triphop-Aussteiger: Viel Rauch um wenig, mit gut versteckten Stars.

Wahrscheinlich erinnert sich nicht mal mehr jemand daran, was es vor vier Jahren für ein Getue um das erste Unkle-Album gab: Von der gelobten Platte ist nichts geblieben, außer, auf Mixkassetten, der Song „Rabbit In Your Headlight“, bei dem Thom Yorke sang. Die UK-Zeitschrift- „Select“ hat das Album, „Psyence Fkrion“, später in die Liste der schlechtesten Platten aller Zeiten gewählt, so keck ist man nur in Rückblicken.

Mit der zweiten Unkle machen wir es mal umgekehrt. Zuerst denken wir: Was für ein Scheiß! – und dann sehen wir ihr beim Wachsen zu, von Song zu Song, von Durchlauf zu Durchlauf. Wo sind die Gaststars, die das Populäre einbringen? Wo haben sie sie versteckt? Damals waren es noch Richard Ashcroft, Badly Drawn Bov, Mike D und Yorke. DJ Shadow machte die Musik. James Lavelle, der eigentliche Boss, beschränkte sich darauf, Shadow zu sagen, wie er’s ungefähr haben wollte. Jetzt ist Shadow weg und hat alle Experimental-HipHop-Elemente mitgenommen. Also praktisch alles, was die erste Unkle-Platte war. Wer das Repertoire von Lavelles Label Mo‘ Wax im Kopf hat (verdopete Beat-Instrumentals für Leute, die Funk mit „ph“ schreiben), erschrickt doch, wenn zum Beispiel das neue Stück „In A State“ wie diese Everything But The Girl-Remixes klingt. Trance, four to the floor, ein gesampelter Ozzy, bedeutsam raunende Stimmen, Orchesterpauken, dann der Orchester-Rest oder orchestrale Synthesizer, potenziell fettarschige Musik von Move-your-body-Leuten.

Aber Lavelles neuer Ausführender, der unbekannte Londoner Komponist und Sänger Richard File, macht es am Ende großartig und großartiger. „Panic Attack“ flubbert betörend, „Safe In Mind“ ist Soul mit einem Breakbeat als Herzrhythmusstörung und Queens Of The Stone Age-Sänger Josh Homme, der die Stimme verstellt.

Die Stars sind echt gut versteckt: Jarvis Cocker und Eno spielen angeblich Keyboard, auf dem ätherisch zitternden „Invasion“ singt 3D von Massive Attack durch den Hall. Ian Brown klingt in „Reign“ zum ersten Mal seit den Stone Roses wie ein König und nicht wie ein Affe.

„Never Never Land“ ist Pink Floyd für Leute aus TripHop-Aussteigerprogrammen. Viel Rauch um wenig, aber der Rauch wirft tolle Formen.