Van der Graaf Generator – Present
Wo sonst heißen Songs noch „Every Bloody Emperor„, „Boleas Panic“, „Nutter Alert“, „Abandon Ship!“ und „In Babelsberg“? Wo sonst erklingen Orgel-Kathedralen, enervierendes Flötenspiel, Saxophon-Fanfaren und ein frei flottierendes Schlagwerk? Kein Stück darf weniger als fünf Minuten lang sein, besser sind aber sieben Minuten. Früher nannte man solche Musik progressiv, weil sie musikhistorisch sowohl bei den Madrigalen angesiedelt ist (so modern wie Michael Nymans Kompositionen für Peter Greenaways „Kontrakt des Zeichners“) als auch beim Free-Jazz.
Über diesen hybriden Klangspektakeln thront eine Stimme, die von Peter Hammill, die britischste Stimme überhaupt. Mit seinem Pessimismus und seiner Liebe zu Shakespeare hat sich Hammill die Karriere ruiniert, die ohnehin an den Rändern des Geschäfts stattfand Dieser Aristokrat der Rockmusik kann Balladen schreiben wie niemand sonst, aber sein uferloses Werk verstreut auf zahllosen Labels blieb auch wirr und hermetisch.
30 Jahre nach ihrer Trennung traf Hammill im Sommer 2004 die drei Kollegen von Van der Graaf Generator zu einer Session auf dem Land, in Pyworthy. In all den Jahren hatten sie immer mal wieder bei Geburtstagsfeiern und zuletzt öfter bei Begräbnissen gespielt, wie Guy Evans schreibt. Insofern war dies Van der Graafs letzte Chance. Nachdem ein Straßenschild korrigiert wurde, nahmen auch alle die richtige Ausfahrt zu Evans‘ rustikalem Refugium.
Immerhin sechs Stücke sind entstanden, fünf von oder mit Hammill geschrieben. Sie sind pompös, verspielt, verquer und Verblasen – also großartig. Die zweite CD ist diversen Improvisationen gewidmet, eine kaum hörbare Angelegenheit. Peter Hammills Gesang wäre natürlich Grund genug für diese Aufnahmen gewesen.