Vangelis

Delectus

13 frühe Alben des griechischen Weltmusikers im CD-Boxset

Vangelis wird bis an sein Lebens­ende mit RTL-Boxkämpfen asso­ziiert werden, weil sein 1994 erschienenes „Conquest Of Paradise“ als Hymne für die pathetischen Einmarsch-­Inszenierungen genutzt wird. Es wäre gelogen zu sagen, dass die Struktur des Hits – tiefe Männerchöre in Pseudolatein, zu Orchestervolumen aufgeblähte Keyboards – nicht bereits im Frühwerk des heute 74-Jährigen vorhanden war.

Aber „Conquest Of Paradise“ fehlt hier. Die 13 versammelten Alben ab 1970 (bei Polydor und Vertigo veröffentlicht) zeigen eine Bandbreite aus Ambient, Klassik, Folklore und Jazz, die in Momenten zwar an Planetariumsmusik erinnert – aber oft auch überwältigt: „Come On“ von der „Earth“-Platte (1973) ist ein spektakulärer Rocksong, er klingt, als würden Conan und seine Barbaren zu Buschtrommelklängen Feinde ins Lagerfeuer werfen.

Vangelis gehörte die Erde

Der oft mit ihm verglichene Jean-Michel Jarre schuf Sounds mit seinen Hauptinstrumenten: analogen Synthesizern, die außerweltlicher wirkten. Jarre wollte eben das All, Vangelis die Erde. Aber es war der Grieche, der Preise einheimste. So enthält die Kollektion mit „Chariots Of Fire“ auch die – neben Bill Contis „Gonna Fly Now“ aus „Rocky“ – vielleicht populärste Medaillentreppchen-Hymne überhaupt. Vangelis schnappte damit John Williams’ „Indiana Jones“ 1982 unerwartet den Oscar für die „Beste Filmmusik“ weg. Das Drama um zwei Läufer bei den Olympischen Spielen stattete der vormalige Aphrodite’s-Child-Tastenmann mit ätherisch anmutenden Melodien aus, die Siegen wie Fliegen erschienen ließ.

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Bedauerlich, dass Vangelis’ wichtigster Score nicht in der Box ist, da er bei einem anderen Label rauskam: „Blade Runner“, zu Ridley Scotts Dystopie von 1982. Da Los Angeles auch in Scotts Zukunftsentwurf ein Melting Pot war, bot das Projekt für Vangelis kompositorische Fusionmöglichkeiten. Diesen Mix aus Orientalik, düster dräuendem Electropop und Saxofon­tupfern rettete Vangelis hinüber in das ähnlich klingende, hier enthaltene „Mask“-­Album von 1985. (Universal)