Virginia Jetzt! – Anfänger

Das Vorrecht der Jugend: Übermut und Drang zum Unbedingten. Weswegen es überhaupt den Zehner-Turm im Freibad gibt. Jeder Sprung davon wird an die große Glocke gehängt, die zu allem Überfluss tatsächlich noch angeschlagen wird bei „Liebeslieder“: „Und ich will Liebeslieder schreiben, die so nah sind am Gefühl/ die so wahr sind und so weh tun/ dass sie keiner hören will“, bekennen Virginia Jetzt!, und wer da jetzt nicht peinlich berührt in seinen Bob-Dylan-Platten kramt um wieder auf festen Boden zu kommen, ist wohl schon irgendwie bereit für die Stimmung auf „Anfänger“, dem zweiten Album der Berliner, das im Info trefflich „wie Knutschen im Regen“ beschrieben ist. Wieder sind das Lieder, die sich zum Schluss in so eine Jubelstimmung reinsteigern, ab hätte man gerade die großen Ferien verkündigt. Hört man in den Jubel genauer hinein, liegen da bereits die Grundlagen für den Stadionrock. Äh: Pop natürlich, hier und da darf man auch mal alle Obertlächendiskurse weglassen und das Ringen um Distinktionsgewinn und diese ganzen Poptheorien. Stattdessen klatschen wir alle in die Hände (und die frisch Verliebten unter uns nehmen sich an den Händen), und wir denken an diesen Butterblumenfilm „Crazy“, nach dem Buch von Benjamin Lebert, der ein wenig auch von der Penne handelt und viel mehr vom tollen Kumpelgeist unter den Hinterbänklern, die nicht zum Klassensprecher geboren sind (also wir alle, minus die Klassensprecher). Der Form nach sollen es auf Anfänger“ Liebeslieder sein, aber eigentlich geht es darin immer um eine dufte Kameradschaft, die einem selbst bei der Trennung noch das Taschentuch reicht. Schon schade, dass es diesen Film bereits gibt „Crazy“. Denn „Anfänger“ wäre wirklich der stimmige Soundtrack dafür gewesen.

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